Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

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Zweites Kapitel 
Die Zerstörung 
des französischen Zentrums 
( I 3 l 5 — I 3p4) 
§ 39. Die Rückkehr der Exulanten. Der Zug der Pastorellen und 
die Verleumdung durch die Aussätzigen 
Nachdem Philipp der Schöne im Jahre i3o6 die Juden aus Frank 
reich ausgewiesen hatte (oben, § 5), ging er bei der Liquidation ihres 
Besitzes in einer Weise vor, die die Landesbevölkerung den Auszug 
der jüdischen Mitbürger bald aufs schwerste bereuen ließ. Der beute 
gierige König setzte allenthalben seine Vertrauensmänner ein, die das 
beschlagnahmte jüdische Eigentum flüssig zu machen und die von 
Christen bei Juden aufgenommenen Darlehen einzutreiben hatten. 
Diese Realisierung der vom König gemachten Beute nahm eine Reihe 
von Jahren in Anspruch und war mit den allergrößten Schwierig 
keiten verbunden. Viele Exulanten hatten nämlich vor ihrem Abzug 
ihr bewegliches Gut Christen anvertraut, und so sahen sich die mit 
der Beschlagnahme betrauten königlichen Agenten genötigt, bei den 
der Hehlerei verdächtigen Personen Haussuchungen vorzunehmen, was 
den Landeseinwohnern nicht wenig Unannehmlichkeiten bereitete. 
Noch schwieriger gestaltete sich die Eintreibung der Schulden, 
namentlich in den Fällen, wo die Schuldverschreibungen abhanden 
gekommen waren. Die christlichen Schuldner pflegten sich in solchen 
Fällen entweder überhaupt nicht zu melden oder zu versichern, daß 
sie ihre Schulden bereits den jüdischen Kreditgebern zurückgezahlt 
hätten, während die bestechlichen Beamten bei diesen Betrügereien 
gegen einen entsprechenden Teil der jüdischen Beute gern ein Auge 
zudrückten. Es kam so weit, daß der König einige jüdische Gläubiger 
ins Land zurückberief, damit sie seine säumigen Schuldner nam
	        
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