Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

282 
Erstes Kapitel 
Das spanische Zentrum 
im XIY. Jahrhundert 
§ 33. Die jüdischen Hof Würdenträger in Kastilien und die juden 
feindliche Agitation 
Während im XIII. Jahrhundert die führende Rolle in der Ge 
schichte der spanischen Judenheit das Königreich Aragonien inne 
hatte, fiel sie im XIV. Jahrhundert dem zweiten großen Königreiche 
Spaniens, Kastilien, zu. Das in der Mitte und im Süden der Pyrenäi- 
schen Halbinsel gelegene Kastilien besaß mitsamt dem ihm angeglie 
derten Leon eine kompaktere jüdische und muselmanische Bevölke 
rung als das östliche Nachbarland und war auch in seinem wirt 
schaftlichen Leben mit diesen fremden Elementen viel enger als jenes 
verbunden. Die Herrscher mußten hier nach wie vor der finanziellen 
Machtstellung der jüdischen Oberschicht in jeder Weise Rechnung 
tragen. Die als „Almojarifen“ und als Staatssteuerpächter wirkenden 
jüdischen Finanzmänner waren nicht selten in die zwischen den mit 
einander rivalisierenden Mitgliedern des Königshauses sowie zwischen 
den Vertretern der Parteien und Stände wütenden Kämpfe verwickelt, 
in die sie zuweilen auch ihre Stammesgenossen unwillkürlich mit 
hin einzogen. Die ständischen Organisationen gewannen nämlich in Ka 
stilien im XIV. Jahrhundert immer mehr an Bedeutung. Die Adels 
versammlungen, die sogenannten Cortes, nötigten der Krone die von 
ihnen beschlossenen Gesetze auf, die unter anderem auch auf die 
Unterbindung des politischen Einflusses der Juden ausgingen. Gegen 
die wirtschaftlichen Machtpositionen der Juden stürmten die in 
„Hermandades“, d. h. in Verbände zur Verteidigung ihrer „fueros“ 
oder Autonomierechte zusammengeschlossenen Städte an. Den geisti
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.