Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (5, Europäische Periode ; Das späte Mittelalter ; 1927)

Die Juden im christlichen Spanien (XIII. Jahrhundert) 
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suchten die Mönche auch noch eine andere aus alter Zeit stammende 
Art der Judenenteignung neu einzuführen: bei der Anwerbung von 
Freiwilligen für den neuen Kreuzzug nach dem Orient (1278) dis 
pensierten sie nämlich auf Grund der einst ergangenen päpstlichen 
Bulle die in das Heer eintretenden Schuldner von allen Verpflichtun 
gen gegenüber ihren jüdischen Gläubigern. Pedro III. schrieb hier 
auf an den Bischof von Tarragona, daß sich viele Freiwillige weniger 
„zwecks Überquerung des Meeres (um nach Palästina zu gelangen), 
als vielmehr um sich vor der Rückzahlung der Schulden zu drücken“ 
in das Kreuzfahrerheer einreihen ließen, weshalb er darauf bestehe, 
daß solche säumigen Schuldner ihren Verpflichtungen pünktlichst 
nachkommen. 
Die gleiche Politik vertrat auch König Alfons III. (1285—1291). 
Auch er verteidigte „seine Juden“ gegen die ihnen feindlich gesinn 
ten Stände. Als der König erfuhr, daß die Mönche in Valencia durch 
eine von ihnen in die Schutzmauer des jüdischen Viertels gelegte 
Bresche in dieses eingedrungen waren und mit dem Kreuz in der Hand 
die Straßen durchzogen, unter den Einwohnern Furcht und Schrek- 
ken verbreitend, wies er die Ortsbehörden an, die Öffnung unverzüg 
lich wieder zuzumauern (1287). Den Bewohnern der Juderia stand 
nämlich schon von früher her das Recht zu, durch Abriegelung der 
Tore den ihnen unwillkommenen Nachbarn den Eintritt zu verweh 
ren. Einige Jahre später teilte man dem König mit, daß von den zwei 
Zugängen zum jüdischen Viertel in Villafranca nur der eine durch 
Schloß und Riegel gesichert sei, während der andere offen stehe, was 
den jüdischen Einwohnern nicht wenig Unannehmlichkeiten verur 
sache; prompt erteilte er den Juden die Erlaubnis, auch an dem bis 
dahin ungeschützten Ende des Viertels ein Tor zu errichten, wobei 
von den zwei angefertigten Schlüsseln der eine den Juden, der andere 
den hier wohnhaften Christen anvertraut werden sollte (1290). Die Ju 
den wußten die Sorge des Königs um ihre Sicherheit wohl zu schätzen 
und standen ihrerseits der aragonischen Dynastie in Notfällen treu zur 
Seite. Als in der Hauptstadt Saragossa ein Aufstand der Notabein und 
Ritter gegen den König ausbrach, hielten sich die Juden von dem Auf 
ruhr fern, was ihnen nach seiner baldigen Unterdrückung von Alfons 
dadurch vergolten wurde, daß er sie von der der Stadt auferlegten 
Kontribution befreite (1287). 
Freilich waren auch unter den Nachfolgern Jakobs I. die gegen-
	        
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