Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

Die Periode der Kolonisierung 
§10. Die Kolonien am Schwarzen Meer (Bosporus, Krim) 
Zu dem Besitzstand des byzantinischen Reiches gehörten schon 
von seiner Entstehung an die an der Nordküste des Schwarzen Meeres 
zwischen dem Kaukasus, der Krim und der Mündungslandschaft des 
unteren Dnjepr gelegenen griechisch-römischen Kolonien. Die sich 
am Südende des Schwarzen Meeres, an dem Punkte, wo die Balkan 
halbinsel an Kleinasien stößt, erhebende Stadt Konstantinopel mußte 
natürlicherweise zum Herrn der an der gegenüberliegenden Nord 
küste erblühten Kolonien werden, die gleichsam Ausläufer des alten 
Griechenlandes waren. 
Die zahlreichen griechischen Kolonien in den Ländern der Sky 
then, Sarmaten und Taurier, an den Küsten des Pontus Euxinus und 
der Mäotis (des Schwarzen und Asowschen Meeres), dort, wo die 
Flüsse Tyras (Dnjestr), Hypanis (Bug), Borysthenes (Dnjepr) und 
Tanais (Don) in diese Meere münden, waren schon viele Jahrhunderte 
vor dem Hervortreten von Byzanz auf der geschichtlichen Arena zur 
Entstehung gekommen. Alle diese Kolonien gruppierten sich um 
die Taurische Halbinsel oder die Krim. Seit dem VII. Jahrhundert 
v. d. ehr. Ära zogen hierher, zunächst aus Kleinasien und sodann 
auch aus dem klassischen Lande Athens und Spartas, unzählige 
Kolonisten, um in dem halbwilden, fruchtbaren Skythenlande Korn 
für die übervölkerten Metropolen zu beschaffen. Die Kaufleute ex 
portierten aus diesen Gegenden außer Korn auch noch Fische und 
Salz, die sie bei den Einheimischen gegen die von ihnen eingeführten 
Erzeugnisse des industriereichen Asien einzutauischen pflegten. So 
entstehen hier nach und nach bedeutende Städte, wie Olbia am Liman 
des Bug, zwischen den heutigen russischen Städten Nikolajeff und 
Otschakoff; Pantikapäum (das heutige Kertsch) am Cimmerischen 
Bosporus (so hieß die Meerstraße von Kertsch, zum Unterschiede vom 
südlichen, Thracischen Bosporus, dem Hafen Konstantinopels); Theo- 
dossia und Chersones (Sebastopol) an der südlichen Küste der Krim 
oder Tauriens. Es bilden sich freie Stadtrepubliken nach altgriechi 
schem Muster, die sich an manchen Orten unter der Obergewalt eines 
Königs zu einem Bunde zusammenschließen. So wurde die Stadt Pan 
tikapäum an der Landbrücke zwischen dem Schwarzen und Asow 
schen Meere zur Hauptstadt des Bosporanischen Reiches. Die hel 
lenische Kultur bringt fortwährend Leben und Bewegung in diese 
94
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.