Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

Anhang 
1893). In der aller jüngsten Zeit hat S. Bernfeld zwei Bände von „Bü 
chern der Tränen“ herausgegeben, die viele mit dem jüdischen Märtyrer 
tum aus der Zeit bis zum XYI. Jahrhundert zusammenhängende „Kinoth“ 
und „Selichoth“ enthalten („Sefer ha’demaoth“, Bd. I—II, Berl. 1924 
bis 1925). Diese Anthologie der das Volksmartyrium verherrlichenden 
hebräischen Poesie nebst den in dem Werke wiedergegebenen Parallelen 
aus den Chroniken stellt eine wertvolle geschichtliche Ergänzung zu den 
kritisch-bibliographischen Werken von Zunz, Landshut und Elbogen dar, 
auf die in der Bibliographie des näheren hingewiesen ist. Ein unent 
behrliches Hilfsmittel für die Geschichte der Juden im alten Rußland 
sowie für ihre Geschichte in der byzantinischen Krim und im Chasaren- 
reiche bildet der im Jahre 1898 in Petersburg erschienene erste Band 
der „Regesten und Inschriften“. 
Note 2: Epigraphische Daten zur Geschichte der jüdischen Kolonisation 
in Europa 
Die epigraphischen Funde, wie sie in den synagogalen Inschriften und 
in den Epitaphien vorliegen, kommen für uns in zweierlei Hinsicht in 
Betracht: 1. als Marksteine für die Ausbreitung der jüdischen Kolonisa 
tion in Europa in den ersten sechs christlichen Jahrhunderten, die wir 
unter der Bezeichnung „Kolonisierungsperiode“ zusammenfaßten, und 
2. als Gradmesser der inneren Konsolidierung der jüdischen Kolonien 
und der jeweils von ihnen erreichten Kulturstufe. Da für die Fest 
stellung der Kolonisationsfortschritte nur die Zeit der Begründung der 
einen oder anderen Kolonie entscheidend ist, so genügt es zu diesem 
Zwecke, die Zeit der Entstehung der ältesten an dem betreffenden Orte 
Vorgefundenen Inschriften wenn auch nur annähernd zu bestimmen; 
hingegen verlangt es das Interesse an dem inneren Leben der Kolonie, 
daß die Hinweise auf deren soziale oder kulturelle Verhältnisse aus dem 
Inhalte oder der Form der Inschrift selbst erschlossen werden. Wird der 
in Betracht kommende Ort auch in einer schriftlichen Urkunde erwähnt, 
so sucht die Epigraphik bei der Diplomatik Rat. 
Auf Grund aller bis jetzt zutage geförderten epigraphischen Daten 
(Quellen und Literatur s. in der Bibliographie zu den §§ 2, 3, 9, 10) 
kann das folgende Register der bedeutendsten europäischen Städte und 
Gebiete zusammengestellt werden, die zwischen dem I. und YI. Jahr 
hundert der ehr. Ära jüdische Siedlungen aufzuweisen hatten: 
Griechenland: Athen, Sparta, Korinth, Larissa, Delphi, Patras, Ar- 
gos, Mantineia, die Insel Kreta und eine Reihe von Inseln des westlichen 
Archipels (Euböa, Aigina, Delos). 
Byzanz: Konstantinopel, Saloniki (Thessalonich), Philippi und manche 
andere Ortschaften in Thracien und Macedonien. 
Griechisch-byzantinische Kolonien an der Nordküste des Schwarzen 
Meeres: Olbia, Tanais, Pantikapäum (Kimmerischer Bosporus), Phana- 
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