Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

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§ 61. Maimonides in Maghreb und Ägypten 
göttliche Inspiration außer Kraft gesetzt hätten. Seine theolo 
gische Polemik war von böswilligen Angriffen und verleumderischen 
Ausfällen gegen seine ehemaligen Glaubensgenossen begleitet. Ein 
im XV. Jahrhundert in Spanien lebender christlicher Judenhasser 
übersetzte diese Schrift ins Lateinische, und so fand sie später unter 
dem Titel „Epistola Samuelis Maroceani“ in den katholischen Län 
dern weiteste Verbreitung. 
Um diese Zeit kam die auf der Wanderung begriffene Familie 
des Maimonides aus Spanien nach Fez (1159—1160). Die Wan 
derer gerieten vom Regen in die Traufe, da Fez damals die Hoch 
burg des almohadischen Fanatismus war. Es scheint, daß auch die 
Ankömmlinge unter der Religionsnot zu leiden hatten und ihre Zu 
gehörigkeit zum Judentum geheimhalten mußten. Im Zusammen 
hang mit diesen Verfolgungen stand das „Sendschreiben über die 
Abtrünnigkeit“, das Moses Maimonides zur Ehrenrettung der „Anus- 
sim“ verfaßte (oben, § 48). Bald verließ er jedoch mitsamt seinen 
Angehörigen das ungastliche Land. Die in Maghreb verbliebenen Ju 
den hatten noch lange unter dem schweren Joch der Almohaden zu 
leiden. Die des Doppelbekenntnisses Überführten waren denselben grau 
samen Verfolgungen ausgesetzt, wie sie später den Marrannen in Spa 
nien beschieden waren. Der Kalif Jakub al-Mansur (1184—1199) 
zwang den unglücklichen „Anussim“ eine Sondertracht auf: eine 
schwarze Tunika und gelbe Kopfbedeckung, die die Juden der Wut der 
verhetzten Menge auslieferten. Die Religionsnot hielt bis zu dem um 
die Mitte des XIII. Jahrhunderts erfolgten Zusammenbruch der Al- 
mohadenherrschaft an, aber auch später noch war Maghreb ein 
Wespennest des muselmanischen Fanatismus. Die jüdischen Gemein 
den waren dort schon längst im Niedergang begriffen und wander- 
ten teils nach Spanien, teils nach Ägypten aus. 
Der im Jahre ii65 über Palästina nach Ägypten gekommene 
Maimonides nahm einige Jahre später, als sich die Macht des 
Saladin befestigt hatte, eine überaus angesehene Stellung im gesell 
schaftlichen Leben des Landes ein. Er wurde zum Rabbiner von 
Kairo erwählt und stand dem „Beth-din“, dem neungliedrigen Ge 
meindegerichtskollegium, vor. Später betraute ihn Saladin, dessen 
Leibarzt er war, mit der Würde des „Nagid“ der ägyptischen Ju 
den (oben, § 48), in der er, wie es scheint, dem schon erwähnten
	        
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