Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

§ 61. Maimonides in Maghreb und Ägypten 
pelle Amt kein anderer als der große Maimonides, dessen Persönlich 
keit dem an den Ufern des Nils erblühten autonomen Zentrum einen 
besonderen Glanz verlieh. Die Vorsehung wollte es, daß nach Philo 
und Saadia auch noch ein dritter großer Mann seinen Namen mit 
helleuchtenden Lettern in die Geschichte der ägyptischen Juden- 
heit eintrug. Philo, der im jüdisch-hellenistischen Alexandrien lebte 
und wirkte, Saadia, der das Licht der Welt in Ägypten erblickte und 
seine Laufbahn in Babylonien beschloß, und Maimonides, der, aus 
Spanien gebürtig, in Kairo seine reifsten Werke geschaffen hat — 
sie alle schlossen in ihrem philosophischen Lebenswerke, jeder in 
seiner Weise, die morgenländische Weltanschauung mit der abend 
ländischen zu einer unzertrennlichen Einheit zusammen und stehen 
so als die drei Leuchten des jüdischen universalistischen Denkens 
vor uns. 
§ 61. Maimonides in Maghreb und Ägypten 
Wie schon erwähnt (§ 48), war Maimonides nach Ägypten aus 
dem benachbarten Maghreb gekommen, wo die Juden seit der Mitte 
des XII. Jahrhunderts unter schwerster Religionsnot zu leiden hatten. 
Das afrikanische Berberien (Marokko, Tunis) war von jeher die 
Brutstätte des muselmanischen Mahdismus, die Urheimat der fanati 
schen „Erretter“ des Islam, der Mahdi, die den heiligen Krieg gegen 
die Ungläubigen auf ihre Fahne schrieben. Der neuerdings als Mahdi 
anerkannte Marokkaner Mohammed ihn Tumart (um 1120—n3o) 
trat in der schimmernden Wehr der muselmanischen Theologie her 
vor, die er auf den Schulen von Gordova und Bagdad studiert hatte; 
im Gegensatz zu den Orthodoxen des Islam, die eine anthropomor- 
phistische Auffassung der Gottesidee gelten ließen, proklamierte er 
das Dogma „Tauhid“, d. h. das der Einheit und absoluten Übersinn 
lichkeit Gottes. Seine Anhänger nannten sich, wie bereits erwähnt 
(oben, § 42), „Bekenner der Einheit“: Al-Movahidin oder Almoha- 
den. Hand in Hand mit dieser theologischen Predigt gingen pan- 
islamitische Aspirationen, die letzten Endes auf die gewaltsame Be 
kehrung der Andersgläubigen zum „wahren Glauben“ hinausliefen. 
Die über Nordafrika sich ausbreitende religiöse Bewegung wurde, 
^wie schon so oft in der Geschichte des Islam, zu einem politischen 
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