Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

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Viertes Kapitel 
Das jüdische Morgenland im Zeitalter 
der Kreuzzüge 
§ 56. Palästina und Syrien unter der Kreuzfahrerherrschaft 
Der Weg der ersten Kreuzritter von den Ufern des Rheins bis zu 
den Toren Jerusalems nahm drei volle Jahre in Anspruch;, vom 
Frühling des Jahres 1096 bis zum Sommer 1099. Die Vorhut des 
Kreuzheeres und insbesondere die von dem Grafen Emicho ange 
führten zügellosen deutschen Banden, die das Blutbad unter den 
rheinländischen Juden angerichtet hatten, sollten indessen die Grenze 
des Heiligen Landes überhaupt nicht überschreiten, da sie schon un 
terwegs restlos vernichtet wurden. Die gleich zu Beginn des Feld 
zuges durch Mord und Plünderung demoralisierten „Krieger des 
Kreuzes“ ließen von ihrem Räuberhandwerk auch auf ihrem weite 
ren Wege durch Ungarn und die Balkanhalbinsel nicht ab, bis sie 
vor Konstantinopel auf den entschlossenen Widerstand der dortigen 
christlichen Bevölkerung stießen, die das Mordgesindel schonungs 
los ausrottete 1 ). Weiter sollten nur die später herangerückten regu- 
!) Einer der ältesten christlichen Chronisten des ersten Kreuzzuges, Albert 
von Aachen, der selbst um jene Zeit lebte, erblickt in dem Untergang der ersten 
Kreuzfahrerscharen, die das jüdische Blut auf ihrem Gewissen hatten, eine wohl 
verdiente Strafe Gottes. Nach der Schilderung der im Frühling des Jahres 1096 
verübten Greueltaten läßt er sich in folgender Weise vernehmen: „So grausam 
also wurden die Juden hingemordet. Nur wenige entrannen und nur wenige ließen 
sich taufen, mehr aus Todesangst als aus Liebe zum christlichen Glauben. Und 
nun setzten, beladen mit der jüdischen Beute, Emicho, Clarebold, Thomas und diese 
ganze unerträgliche Gesellschaft von Männern und Weibern ihre Fahrt nach Je 
rusalem fort und zogen in der Richtung auf Ungarn zu, wo auf der königlichen 
Heerstraße den Pilgern der Durchzug stets gestattet worden ist. Aber als nun 
diese Schar zur königlichen Festung Meseburg kam, die durch Donau und Leitha 
und ihre Sümpfe stark geschützt ist, fanden sie Brücke und Tor verschlossen“ . . . 
Die Ungarn hatten nämlich schon kurz vorher die deutschen Kreuzfahrer aus der
	        
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