Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

§ 53. Byzanz und die griechischen Gemeinden 
tigung von Seiden- und Purpurtrachten haben sie in ganz Griechen 
land nicht ihresgleichen. Es sind unter ihnen große Mischna- und 
Talmudgelehrte anzutreffen, die unserer Generation zum Ruhme ge 
reichen. An der Spitze der Gemeinde stehen der große Rabbiner 
Aaron Kuthi, dessen Bruder Rabbi Moses, Rabbi Chija, Rabbi 
Elias Tarentino und Rabbi Joktan. Abgesehen von Konstantinopel 
sind Männer von so hervorragender Gelehrsamkeit in Griechen 
land nirgends mehr anzutreffen“. Der Reisendje verzeichnet noch 
eine ganze Reihe mittelgroßer Gemeinden in Negroponte (auf 
Euböa) sowie in manchen anderen wenig bekannten, an der 
Grenze der Walachei gelegenen Städten. Die halbwilden Wa 
lachen, erzählt er, überfallen oft die griechischen Städte, plün 
dern und morden die christlichen Einwohner, nehmen aber den 
Juden nur ihren Besitz weg, ohne sich an ihnen selbst zu 
vergreifen, weil sie nämlich Nachfahren der alten Judäer zu sein 
glauben. In der Hafenstadt Armiros, die von Handelsschiffen aus 
Venedig, Pisa, Genua und anderen Orten angelaufen zu werden 
pflegte, bestand eine vierhundert Mitglieder vereinigende Gemeinde, 
an deren Spitze ein aus dem Rabbiner, dem „Parnas“ und dem 
„Rosch“ sich zusammensetzendes Kollegium stand. Ein dreigliedriges, 
aus Rabbinern und Ältesten bestehendes Verwaltungsorgan scheint in 
den mittelgroßen Gemeinden überhaupt die Regel gewesen zu sein und 
nur in den größeren Gemeinwesen traf Benjamin Kollegien mit einer 
größeren Mitgliederzahl an. So standen in Saloniki der dortigen, aus 
fünfhundert Mitgliedern bestehenden Gemeinde neben dem Rabbiner 
Samuel, „dem zur königlichen Verfügung stehenden Haupte der Ju 
den“ (wohl mit dem Titel eines „Ephoren“), noch drei andere Äl 
teste vor. Schwerer Unterdrückung (dem „Galuth“) waren die Ju 
den nach dem Zeugnis Benjamins nur in Saloniki ausgesetzt. Dies 
macht erklärlich, warum gerade hier, in dieser zweiten Metropole 
der griechischen Orthodoxie, die erwähnte messianische Bewegung 
so große Dimensionen angenommen hatte. 
Einen überwältigenden Eindruck machte auf den jüdischen Rei 
senden die „Residenz des Kaisers Manuel“, Konstantinopel, das, wie 
er hervorhebt, „an von zwei Meeren, dem Russischen (das Schwarze 
Meer) und dem Spanischen (das Mittelmeer), ausgehenden Buchten 
gelegen ist“. Er ist ganz hingerissen von der Pracht seiner Paläste, 
von der Schönheit der Heiligen Sophia und vieler anderer Konstan-
	        
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