Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes in Europa (4, Europäische Periode ; Das frühere Mittelalter / 1926)

§ 13. Die Juden unter Ludwig dem Frommen 
häufen“. Indem Agobard dann auf den nationalen Hochmut der Ju 
den zu sprechen kommt, führt er aus: „Voll Stolz erklären sie, Nach 
kommen der Erzväter, Sprößlinge der Gerechten, Nachfahren der 
Propheten zu sein, und ihnen zuhörend, vergessen die Unglückseligen 
(die Christen) daran, daß gerade die Propheten ihr Volk stets als 
sündebeladen, als nichtsnutziges Geschlecht, als Kinder der Ruch 
losigkeit gebrandmarkt haben: ihr Vater war ein Amoriter, ihre Mut 
ter eine Hetiterin; sie sind ein Sproß der Fürsten Sodoms und des 
Volkes von Gomorrha 1 ). Auch wollen sich die Christen nicht daran 
erinnern, daß Johannes, der Vorbote Gottes (der Täufer), sie Ottern 
gezücht* nannte, und daß auch der Herr selbst von ihnen als von 
einem heimtückischen und verderbten Schlangengezücht zu reden 
pflegte. Die Männer aus dem Volke, schlichte Landleute, hören ihnen 
zu und geben sich dem Wahn hin, als seien die Juden das einzige 
gotterwählte Volk, um dann auch ihre Umgebung daran glauben zu 
machen, daß gerade die Juden an dem unverfälschten, an Wahrheit 
dem unseren überlegenen Glauben festhielten. So zehrt das Übel an 
dem unserer Fürsorge an vertrauten Volke und greift wie eine Seuche 
mit jedem Tage immer weiter um sich. Wir scheuten keine Mühe, 
um die verirrten Seelen auf den Weg der Wahrheit zu weisen. Das 
göttliche Gesetz hat einst Eheverbindungen mit Götzendienern sowie 
die Beteiligung an ihren Festmählern und religiösen Zeremonien un 
tersagt; auch wir haben nun den von uns Betreuten verboten, in Ge 
meinschaft mit den ungläubigen Juden zu essen, zu trinken und zu 
leben, damit sie durch die Berührung mit diesen nicht ihre christ 
liche Einfalt einbüßen und, den Faseleien der Juden lauschend, sich 
nicht in das kunstvoll gewobene Netzwerk der Verirrung einfangen 
lassen“. Indessen — beklagt sich Agobard des weiteren — weigert sich 
der König hartnäckig, diesen von der Kirche befürworteten Vorbeu 
gungsmaßnahmen seine Sanktion zu erteilen und duldet es, daß die 
Juden dieselben Rechte im Staate genießen wie alle anderen Unter 
tanen. „Gewisse Kon trollbeamte (missi) sowie Everard, der jetzige 
Judenmagister, versuchten, unter dem Deckmantel kaiserlicher Er 
lasse, unser religiöses Werk zu unterwühlen und es ins Wanken zu 
bringen. Bisher haben wir ihnen jedoch keinen Fußbreit abgetreten, 
fest entschlossen, uns für die Wahrheit des göttlichen Gesetzes und 
für die Gebote der Kirchenväter mit Leib und Seele einzusetzen. Wir 
D S. Ez. 16, 3 und Jes. i, io.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.