Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 II. Band (II. / 1931)

Gebirgswinter mit aller Strenge seine Herrschaft begann. Der Angriff auf den 
Col del Orso, bei dem fast der gesamte Baonsstab mit Hptm. K e i f e I verwun¬ 
det wurde, sowie Krankheiten dezimierten das Baon derart, daß bei der Weih¬ 
nachtsablösung 1917 die Kompn. mit aus die Hälfte gesunkenen Ständen nach 
Salce bei Belluno in Retablierung abgehen mußten. Von diesen schweren Ver¬ 
lusten konnte sich Löst. 10 nie mehr völlig erholen. Noch einmal, und zwar im 
Jänner 1918, ging das Baon nach notdürftiger Auffüllung seiner Stände an 
den Feind. Das schwere Kampfgebiet des Mte. Pertica war der Schauplatz der 
letzten Kampstätigkeit. Mitte Februar 1918 erfolgte die Ablösung. Während der 
nun folgenden Retablierung in Pedavena bei Feltre schied Obstl. Baron Kiei¬ 
ln a n n s e g g vom Kmdo. und erst im Juli erhielt Ldst.J.B. 10 Obstl. A n d r ä e 
zum Kmdtn. Bis dahin führten das Baon, das im März nach Tezze bei Primo- 
lano abgegangen war, Oblt. Polak, Oblt. Weber und Oblt. Neu mann. 
Das Baon wurde als Reserve der 11. Armee während dieser Zeit, d. i. vom 
April bis Juli, zu verschiedenen Arbeiten herangezogen, stellte die Bewachungs¬ 
mannschaft für das Armeemunitionsdepot in Tezze und seine MG.-Komp. für 
die Fliegerabwehr bei. Wenn auch weit vom Feinde, so verlor das Baon in diesen 
Wochen außer etwa 20 Mann noch zwei seiner besten Offiziere, Oblt. Weber 
in Tezze und Lt. S t u r m in Primolano. Sie alle ruhen auf dem Ortsfriedhofe 
in Grigno im Val Sugana. Einen Tag, bevor unser Munitionsdepot,, von fdl. 
Granaten getroffen, in die Luft flog, war das Baon aus Tezze in das Ba¬ 
rackenlager bei Belvedere westl. Tezze verlegt worden und entging so einer 
Katastrophe. 
Am i. August 1918 schied Ldst. 10 aus dem Verbände der 11. Armee und 
kehrte zur 10. Armee, mit der es den Krieg gegen Italien begonnen, zurück. 
Nach mehrfachen Verschiebungen in der Etappe gelangte es im Oktober nach 
Trient mit der Bestimmung, am 1. November im Verbände der Gruppe Obst. 
M i cha l e k wieder in Stellung zu gehen. Es kam aber anders, denn an diesem 
Tage mußte es befehlsgemäß den Rückzug nach Norden antreten. Kurz vorher 
war Obstl. Andräe auf Urlaub gegangen, von dem er nicht mehr zurück¬ 
kehrte. Oblt. Neu m a n n übernahm das Kmdo. Er, der als einziger Offizier 
noch seit den Iulitagen 1914 im Baonsverbande war, der es aufstellen geholfen 
hatte, war sein letzter Kmdt. Vor Mezzolombardo nahm Gruppen-Kmdt. Obst. 
Michalek vom Baon Abschied. Ldst. 10 erwies seinen alten guten Ruf. In 
vollster Ordnung und Disziplin wurde der Rückzug durch das schon von Italie¬ 
nern besetzte Meran bis Spondinig durchgeführt. Hier errang es sich die Aner¬ 
kennung des fdl. Kmdtn., der ihm nach kurzer Verhandlung dre Erlaubnis zum 
Weitermarsch erteilte. Unangefochten, ja sogar unterstützt von ital. Besatzungen 
in St. Valentin und Reschen, gelangte es nach fast 14tägigem Marsche nach 
Landeck. Hier traf es der Auflösungsbefehl der neuen deutschösterreichischen 
Regierung. Die in Landeck amtierende Kommission übernahm die Ausrüstung, 
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