Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 II. Band (II. / 1931)

Kräfteverhältnis 1:1 zu erzielen (Ende August 1917 standen an der Isonzo- 
front nur 20 österr.-ung. Divisionen 40 italienischen Divisionen gegenüber), 
waren mindestens noch 20 Infanteriedivisionen erforderlich, die wir allein nicht 
aufbringen konnten. Eine Mitwirkung deutscher Kräfte war daher Vorbedingung. 
Am 8. September 1917 kamen die unter dem Decknamen „Wasfentreue" 
geführten Vereinbarungen zwischen beiden Obersten Heeresleitungen zum Ab¬ 
schluß. Das Offensivunternehmen war gesichert, trotzdem nur 7 deutsche Infan¬ 
teriedivisionen mit zeitlicher Begrenzung zur Verfügung gestellt wurden. Diese 
hatten im Vereine mit 8 österr.-ung. Infanteriedivisionen die deutsche 14. Armee 
unter dem Kmdo. des G. d. I. Otto v. B e l o w zu bilden und im Raum Flitsch— 
Tolmein auszumarschieren. Die nun einsetzende Abwicklung der Material- und 
Truppentransporte nahm die Eisenbahnen im höchsten Grad in Anspruch. Die 
tägliche Zugszahl von 100 Zügen wurde oft überschritten. Dank der Tüchtigkeit 
der Bahnbehörden und der Hingabe aller im Bahndienste stehenden Organe 
konnten trotz einiger Störungen die Massentransporte gegen Italien (2400 
Militärzüge) rechtzeitig abgewickelt werden. Nicht unerwähnt bleibe der Trans¬ 
port der Geschütze und der Munition über hohe Gebirgspässe, wie von Tarvis 
über den Predil, der im ital. Feuer lag und darum nur in der Nacht benützt 
werden konnte, und von Kronau über den 1611 Meter hohen Mojstroka-iPaß, 
über den die erst im Kriege erbaute Erzherzog-Eugen-Straße ins oberste Isonzo- 
tal, ins wilde Trentatal, führt. Die unsagbaren Transportschwierigkeiten aus 
schlechten Gebirgsstraßen mußten noch überboten werden durch das Weiterbe¬ 
fördern der Geschütze und Munition in stockdunklen Nächten zu den hoch in 
den Felsen der Berge liegenden Batteriestellungen. Da aber nur wenige Trag¬ 
tiere vorhanden waren und die Bedienungsmannschaft diese Riesenarbeit nicht 
allein bewältigen konnte, mußten hiezu in den letzten 6 Nächten vor dem 
Angriffstag die Baone der Kampftruppen herangezogen werden. Durchnäßt und 
durchfroren kamen sie am Morgen in die Freilager zurück, wo wegen der Ein¬ 
sicht des Feindes kein Lagerfeuer angezündet werden durste. Der Gedanke, daß 
es in kurzer Zeit zur Abrechnung mit dem treubrüchigen Feind kommen werde, 
hielt sie ausrecht und in froher Angrisssstimmung. 
Als endlich die ersehnte Angriffsstunde geschlagen hatte, war alle Mühsal 
vergessen. Da gingen diese braven Truppen mit derselben Angriffslust vor wie 
einst zu Kriegsbeginn. Die 14. Armee hatte im Raume Flitsch—Tolmein den 
Durchbruch zu bewirken. Kmdt. war der deutsche G. d. I. v. B e l o w, Gstbchef 
GLt. v. Krafft, die Heeresgruppe G. v. Boroevie hatte sich dem Angriff 
anzuschließen. Den Oberbefehl führte FM. Erzh. Eugen. Am rechten Flügel 
der 14. Armee bei Flitsch stand das k. u. k. 1. Kps. Kmdt. war G. d. I. Alfred 
K r a u ß, der zu den tüchtigsten Generalen der alten Armee zählte, sein Gstbchef 
war Obst. Primavesi. Das Kps. bestand aus ausgesuchten Truppen: der 
Edelweißdivision unter GM. v. Wieden (J.R. 59, I/T.K.I. 4, I.R. 14 und 
T.K.I. 3), der 22. Schützendivision unter GM. R. Müller (Sch.R. 3 und 26, 
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