Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 I. Band (I. Band)

Erst mit 28. September kam das A.O.K. durch einen aufgefangenen Funk¬ 
spruch zur Vermutung, daß der Russe an der San—Weichselstrecke nur mit 
schwächeren Teilen festzuhalten beabsichtige, hingegen mit mächtigen Kräften 
aus dem Raume Warschau einen Stoß gegen Deutschland plane. 
Nun galt es, um dem Gegner die Freiheit des Handelns zu nehmen, 
selbst so rasch als möglich die Offensive zu beginnen und zu trachten, möglichst 
viele Teile der Russen noch herwärts der San-Linie zu stellen und gleichzeitig 
Przemysl zu entsetzen. 
Während die 9. deutsche Armee sich nach Norden streckte, um den Stoß der 
Russen aus Warschau aufzufangen und tunlichst zu überflügeln, hatten die 
1. österr. Armee, am 1. Oktober beginnend, beiderseits der Weichsel, die 3. und 
4. Armee Richtung Rzeszow—Krosno und die 2. Armee nach Besitznahme des 
Uzsoker-Passes über Turka—Sambor umfassend anzugreifen. 
Die 3. Armee, die damals aus dem III., Xl., IX. Korps, der Gruppe FMLt. 
Tschurtschenthaler (44. L.I.T.D., 88. L.Sch.Brig.) und der 4. K.T.D. be¬ 
stand, beabsichtigte, über den Beskid-Paß raschestens geradewegs auf Przemysl 
vorzustoßen. Demgemäß brach das Rgt. am 4. Oktober von Ropa in folgender 
Gliederung auf: 
Rgtskmdt. Obst. Sommer, nach dessen Erkrankung Obstlt. Seidler, Rgisadj. Hptm. 
Ristl. 
I. Baon: 4 Komp, und 2 Mg. unter Hptm. Sanzin. 
II. Baon: 3 Komp, und 2 Mg. unter Hptm. Strohschneider. 
III. Baon: 4 Komp, und 2 Mg. unter Obstlt. Seidler, später Oblt. Neupauer. 
Das Rgt. marschierte in ununterbrochenem Regen und erreichte um 21 Uhr 
das Marschziel Lipinki. Am 5. Oktober fand dortselbst die erste und einzige 
Justifizierung statt. Um 13 Uhr erfolgte der Weitermarsch. Im strömenden 
Regen langten wir um 23 Uhr in Zmigrod an. Um 5 Uhr des 6. Oktober ging 
es wieder im Regen weiter; um 21 Uhr hatten wir endlich das Marschziel 
Kroscienko Vk. erreicht. Die Fahrküchen, wie der übrige Troß konnten aus 
den grundlosen Wegen nicht folgen, weshalb wir wieder tagelang ohne Ver¬ 
pflegung blieben. Jeder Truppenteil versuchte, seine Leute, so gut es ging, für 
die wenigen Nachtstunden unterzubringen. Da bereits andere Truppen vor uns 
in Kroscienko Vk. eingetroffen waren, hatten wir Mühe, Raum für unsere 
Leute zu schaffen. Ein Quartier für Offz. schien aber nachts nicht mehr auffind¬ 
bar zu sein. Um so mehr waren wir erstaunt, schon nach kurzem Suchen ein 
ebenerdiges Haus zu finden, das leerstehend scheinbar allen Blicken entgangen 
war. Da wir dort auch Stroh fanden, begrüßten wir fröhlich den glücklichen 
Zufall. 
Am nächsten Morgen war allerdings das Rätsel in ungemütlicher Weise 
gelöst. Das Haus trug bereits drei schwarze Kreuze, was zu bedeuten hatte, 
daß es durch bereits dreimaligen Belag mit Cholera-Erkrankten strengstens zu 
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