Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 I. Band (I. Band)

manches Krügerl wurde dem Herrn „Rechtsum" gespendet, wie man gebräuchlich 
den Rechnungsunteroffizier nannte; der hatte samt seinem Stabe nun harte 
Arbeit. Sein und des Herrn Hauptmanns Stolz, das parademäßig geschlichtete 
Kmpmagazin, sah aus, als hätte sich der ganze Grazer Fetzenmarkt darin ver¬ 
sammelt. Immer wieder kamen neu Einrückende — immer wieder schickten die 
Zugskommandanten und der Dienstführende Leute, denen die gefaßten Mon¬ 
turen nicht paßten. Heiliger Strohsack! Was konnte er dafür, daß Gott so un¬ 
vorschriftsmäßige Glieder wachsen ließ! Breitschultrige, denen die Bluse, 
Größenklasse 1, beiderseits nur bis zur Brustwarze reichte, Schädel, auf denen 
die Kappe wie ein J-Tüpferl saß, Füße, die in den größten ärarischen Trücherln 
nicht Platz fanden. 
Vom Tagesgrauen bis in die Nacht hämmerten die Schuster, nähten die 
Schneider — schärften die Waffenmeister, flickten die Sattler, beschlugen die 
Hufschmiede, schrieben die Schreiber, kochten die Köche, gurteten die Maschi¬ 
nisten. Trepp-auf — trepp-ab wanderten die Kameradschaften, die Radfahrer, 
die Pioniere, die Telephonisten, die Pserdewärter, die Küchenunteroffiziere, die 
Sanitätler, um Kriegsgerät zu fassen, um überzähliges abzuführen. 
Wehmütig schloß der „Rechtsum" seine leer gewordenen Magazine. Draußen 
am Kasernhof aber standen schmuck und stramm die Kompagnien und wer ihre 
Griffe und ihr Exerzieren sah, hätte nie und nimmer geglaubt, daß drei Viertel 
von ihnen noch vor wenigen Tagen die „Irchene" getragen hatten. 
Gliederung des HI. Korps. 
Die allgemeine Lage bei Beginn des Feldzuges erforderte es, daß das 
Deutsche Reich seine Hauptkräste auf den westlichen Kriegsschauplatz warf, um 
dort eine Entscheidung herbeizuführen, ehe die Engländer mit ausschlaggeben¬ 
den Kräften einzugreifen vermochten. 
Aus dieser Absicht erwuchs für die Monarchie, für die Serbien zum Neben¬ 
kriegsschauplatz wurde, die Hauptaufgabe, Rußlands Truppen auf sich zu ziehen 
und zu binden, um sie von einem Stoß in das nur schwach geschützte Innere 
Deutschlands abzuhalten. Diese Rückendeckung Deutschlands war für die öster¬ 
reichischen Truppen eine ebenso schwere als undankbare, nur opferreiche Aus¬ 
gabe. 
Der Aufmarsch unserer Streitkräfte in Galizien, 12 Korps, 11 K.T.D. und 
einige selbständige Dionen, in 4 Armeen und einige Armeegruppen gegliedert, 
vollzog sich ohne Störung an der San—Dnjester-Linie. 
Das in. Korps, anfänglich bei der 2. Armee eingeteilt, wurde mit Eintreffen 
am russischen Kriegsschauplatz der 3. Armee G. d. K. Ritter von Bruder¬ 
mann unterstellt. 
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