Volltext: Das Schützenregiment Graz Nr. 3 und der steirische Landsturm im Weltkrieg 1914 - 1918 I. Band (I. Band)

es umso begreiflicher, daß sich fast jeder darum bewarb, mit Franek eine 
Unternehmung mitzumachen, wobei manche seiner Gehilfen oft die größte Sorg¬ 
losigkeit an den Tag legten. So vergingen die Tage zwischen Arbeit, Kampf 
und Unternehmungen. 
Am 22. Jänner wurde Fhr. M a s s e r verwundet. Die Italiener hatten 
ein neues Kampfmittel eingestellt. Es waren kleine, sehr genau schießende 
Geschütze, Canonici vom Typ Exzelsior. 
Wieder setzte schlechtes Wetter ein. Der lange Regen schien die Stimmung 
der Grabenbesatzung zu trüben. Das feindliche Feuer hatte nachgelassen, das 
eintönige Tropfen des Regens beschwor Langeweile herauf. Um ein wenig 
Stimmung zu erzeugen, wurde in jedem Unterabschnitt ein Schützenverein 
gegründet. Was tut der Steirer, wenn er schon kein Feuerl machen darf? Am 
liebsten — schiaß'n! Da drüben beim Feind lugten die Alarmposten durch die 
schmalen Schlitze der Schutzschilder. Also galt es, den Schlitz treffen. Während 
einige mit Triedern kontrollierten, schoß der Schütze. Der Posten drüben hatte 
die Sache bald erfaßt. Er gab seine Kappe aus das Gewehr und winkte den 
Fehler ab. Nicht lange, so war Kappe und Mann für immer versunken. 
Dieser aufreibende Stellungskrieg dauerte für das Regiment bis Mitte 
Februar. Er hatte dem Regiment schwere Wunden geschlagen. Die Kampfver¬ 
luste allein betrugen in den 160 Tagen Doberdo 8 Offz. und 582 Mann tot 
oder vermißt, 21 Offz. und 2340 Mann verwundet. Die Zahl der Erkrankten 
dürfte nicht viel geringer gewesen sein. Trotz aller Auffüllungen schmolz das 
Regiment bei einem durchschnittlich täglichen Verlust von rund 20 Mann 
immer wieder zusammen. Entbehrungen, Strapazen, die schlechte Witterung 
und die fast ununterbrochenen Kämpfe hatten die physische Kraft stark ver¬ 
mindert und die Nerven verbraucht. Hohlwangig, bleich, müde, mit gespenstig 
blickenden Augen kamen sie aus den Stellungen. Es war die höchste Zeit, 
unseren strammen Steirern Erholung zu gönnen. 
G. d. I. v. B o r o e v i e, unter dessen Führung die Truppen des III. Korps 
bereits in den Karpathen gefochten hatten, richtete ehrende Worte des Abschiedes 
an die braven Regimenter des Eisernen Korps. 
7. Die Retablierung in Prosecco und die Fahrt zum neuen Kriegsschauplatz. 
Vom 16. Februar bis 20. März. 
Die 22. L.I.T.D., nunmehr aus der 18. Inf.- und der 43. L.I.Brig. 
bestehend, hatte sich bis zum 20. Februar 1916 mit dem L.I.R. 3, der 1. und 
2. Btt. d. L.F.H. 22 im Raume Prosecco—Contovello, mit dem L.I.R. 26 bei Sa- 
lez, Koludrovnica—Gahrovica und der 18. I.Brig., L.F.K.Rgt. 22 u. Res.Esk.D. 12 
um Orlek, Lipizza—Dane zu sammeln. 
In der herrlichen Gegend am Rande des Karstplateaus, wo der Blick hin¬ 
ausschweift über die blaue Adria, wo die Stadt Triest wie ein verheißungs¬ 
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