Volltext: Sagen aus dem oberen Mühlviertel (1)

jetzt sich abseits der Pürwaldstraße die Gründe der Pürwald— 
haͤusel in den Hochwald einkeilen. Aber diese Stelle scheint 
nicht geeignet gewesen zu sein: wurden doch die Arbeiten nachts 
wieder zerstört. Da soll nun der heilige Stephanus in Gestalt 
eines Zimmermannes mit einem kleinen Handbeile in den Händen 
erschieien sein und den erstaunten Bauleuten die Weisungen 
gegeben haben, den Bau des Kirchleins dort zu beginnen, wo sie 
sein Beil fänden. Gleichzeitig trat er etwas vor, und mit einem 
Fuße kniend, den anderen etwas vorgestellt, warf er sein Handbeil 
hbergauf in den dunklen Hochwald. Als sich die Bauleute von 
ihrem Erstaunen erholt hatten, war die Erscheinung verschwunden, 
hatte jedoch als untrügliches Zeichen einen Fußstapfen im 
harten Granit abgedrückt. 
Andern Tages machten sich die gläubigen Bauleute auf, 
das Handbeil des Heiligen und damit zugleich die Gott gefällige 
Stelle für das Kirchlein zu suchen. Im tiefsten, dunkelsten 
Forst fanden sie dasselbe, gerade an der Stelle, wo sich jetzt 
der Hochaltar erhebt. Dort erbauten sie nun das schlichte, 
hölzerne Gotteshaus zur Ehre des heiligen Martyrers Stephanus. 
Daß diese Form der Erzählung die ältere, ursprüngliche 
ist, läßt sich wohl daraus erweisen, daß sich die ältesten Pfarr⸗ 
kinder noch entsinnen, auf der Vorderseite der Altarsteinverkleidung 
eines früheren Altares ein Medaillonbild gesehen zu haben, 
auf welchem der heilige Stephanus, mit einem Handbeile in der 
Hand, dargestellt war. Es war seinerzeit übertüncht worden, 
vahrscheinlich anläßlich einer Renovation, und kam erst wieder 
in den Fünfzigerjahren zum Vorschein, als die deckende Farben⸗ 
schicht abzubröckeln begann. Als der neue Hochaltar aufgestellt 
wurde, ward auch diese Platte entfernt, ohne daß jemand über 
den Verbleib derselben Aufsschtuß geben könnte. 
Eine andere Ueberlieferung will jedoch diese Entstehungs— 
— 
Zimmermann hätte sein Beil geworfen und die Fußstapfe in 
dem Steine abgedrückt. 
Der Stein mit dem Fußabdrucke, welcher 52 Zentimeter 
lang ist, befindet sich auf dem Gehwege im Pürwald beim Markstein 
—D— 
hat dieser Eindruck auf dem Steine eine gewisse Aehnlichkeit mit 
einem Schuhe, wie sie vor etwa 800 Jahren getragen wurden.
	        
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