Schlingpflanzen und Gestrüpp üppig überwucherte Steinhaufen,
lange Gänge, düstere Nischen, Gefängnisse mit dicken Eisen—
gittern, eine ausgeplünderte Kapelle mit morschem Geraffel,
eine finstere Kammer mit etlichen Folterwerkzeugen — mahnen
an die Vergänglichkeit aller Dinge. Raubvögel krächzen auf
den Trümmern. — Der „Hungerturm“, ein gut erhaltener
Bau, lugt aus dem weiten Wall—-, beziehungsweise Hirschgraben
gespensterhaft hervor. Hier verschmachteten wohl viele Unglück—
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welcher zwei eiserne Ringe an Stricken befestigt waren und
womit das Geschöpf zur Fahrt durch die Lucke verdonnert
wurde, schaut dir unheimlich entgegen. Viele Klaftern tief, an
der Grundfeste des Turmes, lag jener lichtleere, dumpfe Raum,
von dem kein Seufzer mehr ein mitleidsvolles Ohr erreichte.
Von einem runden Turme, der gähnend seine Trümmer
über die Felswand streckt, hat der Sage nach ein Ritter sein
treuloses Weib durch Knechte in die Tiefe stürzen lassen. Auf
eine wunderbare Weise blieb aber die Frau am Leben und ver—
weilte Monate lang im Walde unter den wilden Tieren. Da
kam der Kaiser mit großem Gefolge in jene Gegend und fand
die Ehebrecherin. Er hatte Mitleid mit dem der Verzweiflung
nahen Weibe, ließ sie ihrem Gatten zuführen und verzieh
beiden ihr Vergehen. Doch des Ritters Herz blieb kalt — seine
Gemahlin hauchte, zutode von ihm gequält, bald ihr Leben aus.
Im Schlosse Pürnstein lebte einstens eine schöne Gräfin,
die jahrelang hindurch weder Rast noch Ruhe fand; sie ging
Tag und Nacht wie eine Wahnsinnige in den Zimmern, Stiegen
und Gängen auf und ab, kein erquickender Schlaf schloß ihre
Augen, sie betete vergebens. Doch als sie das Gelübde machte,
auf den Knien vom Schlosse bis Steinbruch zu beten, wurde
sie erhört. Dort, wo jetzt das Kirchlein zur heiligen Anna
steht, verfiel die Gräfin in tiefen Schlaf, der sich nun wieder
cegelmäßig einstellte. Die Sage läßt der Gräfin die Kirche bauen.
Pürnstein hieß früher „Eisenbirn“. (7)
Der „Stephanstritt“.
Als die Kirche zu St. Stephan am Wald oder Riedl
„Gad Stepha'“) gebaut werden sollte, einigten sich die Bauleute
auf den Platz am „Stefinger Bachl“, just an der Stelle, wo
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