Volltext: Sagen aus dem oberen Mühlviertel (1)

hart am linken Ufer und hat oben über dem Flußwasser eine. 
Vertiefung, groß genug, ein neugeborenes Kind hineinlegen zu 
—X Zeit, auch 
an den heißesten Tagen, Wasser befinden. Ausgezeichnet ist 
diese Stelle durch die Sage, daß in jenem Grübchen Unsere 
Liebe Frau auf der Flucht nach Aegypten (11) das Jesukindlein 
gebadet habe; seither gehe das Wasser nicht mehr weg. Un— 
müttelbar daueben befinden sich zwei große Fichten. Ein Mann 
wollte sie einmal fällen, aber die Säge griff nicht an, und 
als er es mit der Hacke versuchte, verwundete er sich am Bein. 
In neuerer Zeit entstand daselbst eine recht liebliche Kapelle 
und tatsächlich kamen einzelne Andächtige dahin. Das Wasser 
in der Steinvertiefung soll bei Augenkrankheiten heilsam wirken. 
Wie es scheint nimmt der Besuch der Andächtigen gegenwärtig 
wieder ab, was auch bei dem Umstande nicht zu beklagen ist, 
als mancherlei Unzukömmlichkeiten vorgekommen sein sollen. 
Aber gewiß ist diese Stelle und die nahegelegene Furthmühle 
ines der romantischesten Plätzchen im Mühltale. 
Die Teufelsbrücke. 
Am linken Ufer der großen Mühl, nächst der Bahnstation 
Haslach, liegt die Teufelsbruckmühle (Toiflmühle“) und nicht 
deit daͤvon entfernt zeigt man in den Fluten die Teufelsbrücke, 
von welcher folgende drollige Sage aus der Vergangenheit 
erhalten blieb: Vor etwa zweihundert Jahren, in einer Nacht, 
vs der Sturmwind heulte, saß die Müllerin bei einem Span— 
licht in der Stube und laß aus einem Zauberbuche. Auf den 
drei geöffneten Fenstern war je ein Hahn aufgestellt, ein roter, 
ein weißer und ein schwarzer. Die Müllerin hatte einen Vertrag 
mit dem Teufel geschlossen, dem zufolge derselbe bis zum 
dritten Hahnenrufe eine steinerne Brücke über die Mühl fertig 
zu bauen hätte. Es ist gegen Mitternacht. Der Unheimliche 
immert hastig an der Brücke — er schwitzt dabei. Mit gespannter 
Erwartung legt die Müllerin ihren Zeigefinger auf eine Zeile 
im Buche, horcht und lugt hinaus in die stockfinstere Nacht: 
da fing der rote Hahn zu krähen an. I 
„Roter Hahn — toter Hahn!“ 
hrummte verächtlich, dabei Atem schöpfend, der „Schwarze“. 
Er setzte die Arbeit fort. Die Müllerin las weiter, doch immer
	        
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