Volltext: Das Bücherwesen im Mittelalter

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billiger und weil die letzteren viel begehrt waren, wurde es 
lohnend, sie in die Welt hinauszusenden und auf Messen und 
Märkten zum Kauf anzubieten. Nun wuchs die Büchernachfrage 
sehr rasch, man sann daher auf Mittel, um sie leichter befriedigen, 
die Bücher aber billiger liefern zu können. So kam man dazu, 
die begehrtesten Bücher, um sie leichter, schneller und billiger zu 
vervielfältigen, in Holzplatten zu schneiden. Damit aber ist der 
Holzdruck erfunden, durch welchen dann die wichtigste und in 
der Kulturgeschichte epochemachendste Erfindung vorbereitet wird, 
die Kunst des Bücherdruckes. 
Es ist einerlei, ob die Buchdruckerkunst durch den Mainzer 
Gutenberg oder den Harlemer Coster zuerst erfunden ist; fest 
steht jedenfalls, daß mit der Erfindung dieser „schwarzen Kunst" 
eine Reformation des mittelalterlichen Bücherwesens eintritt, 
durch die dasselbe in neue Bahnen gelenkt wird. Mit dem 
Jahre 1455 erschien die erste gedruckte Bibel, und mit rapider 
Schnelligkeit verbreitete sich die neue Kunst über die anderen 
Länder, zunächst über Italien, wo schon zehn Jahre darauf als 
erste Druckwerke der Kirchenvater Lactauz, Cicero's Schrift „über 
die Pflichten" und Augustinus' Schrift äs civitate dei erschienen. 
Von Italien aus drang die Kunst nach Frankreich, von hier 
aus weiter, und in wenigen Jahrzehnten ist sie schon bei fast 
allen Völkern Europas zum Gemeingut geworden. Wohl suchte 
die Geistlichkeit diese ihr so gefährlich scheinende Kunst zu unter 
drücken, aber vergebens waren alle Verbote gegen den Druck 
unter Androhung von Bann und hohen Geldstrafen, vergebens 
die strengsten Censur-Edicte, unter denen das des Papstes 
Sixtus IV. von 1479 wol das schärfste war; vergebens war 
auch das Erscheinen des iudex librorum prohibitorum unter 
dem wilden Papste Paul IV. aus dem Hause Caraffa, wodurch 
den Theologen untersagt wurde, die im Index verzeichneten 
Schriften zu lesen und sie angehalten wurden, ungehorsame 
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