Volltext: Gmunden und der Traunsee (V / 1929)

Eggenberg, Schloß und Brauerei. 
Von Rudolf Schwarzelmüller. 
Wenn man in Gmunden durch das Trauntor über die Brücke zur evangelischen Kirche 
geht, erreicht man von dort mit wenigen Schritten durch die Schlagengasse den Bahnhof 
der elektrischen Lokalbahn Gmunden—Vorchdorf. Sie verbindet unsere Traunseestadt mit 
dem vorgeschobensten Winkel des Salzkammergutes. 
Das Gemeindegebiet von Vorchdorf beginnt an den sanften Abhängen der äußersten 
Flyschberge mit ihren anmutigen Waldwiesen und Lärchenwäldern. Von dort erstreckt es sich 
über die Ebene hin bis an die Grenzen der Bezirke Wels und Kirchdorf. Die Gegend hat 
eine reiche, kulturhistorische Vergangenheit und gehört zu den fruchtbarsten Teilen des 
besprochenen Ländchens. Es sind hier nicht wenig Bauernhöfe, in denen die Maschine bei 
jalbwegs guter Ernte drei und noch mehr Tage zu dreschen hat. Hier wird vorzüglicher 
Most (Obstwein) erzeugt und es ist wahrhaft eine Pracht, wenn man zur Zeit der Baum— 
blüte die Blütenfülle überschaut. 
Vorchdorf hat auch Industrie. Im Orte sind zwei Lederfabriken und eine Schuhfabrik. 
Außerhalb des Dorfes liegt die Brauerei Eggenberg und an der Alm die „Rittmühle“, die 
erste Kreppapierfabrik in Deutschösterreich. Die Papierfabrik Rittmühle in Einsiedling ist 
aus einer ursprünglichen Mühle, dann Säge hervorgegangen und wurde von Herrn Johann 
Woiczik für Zwecke der Papierverarbeitung zuerst adaptiert. Zu Beginn der Papierverarbei— 
cung wurde der Rohstoff von auswärts bezogen und lediglich eine Krepperei eingerichtet, in 
welcher Krepprollen 260 m lang und 50 em breit, zirka 659 schwer, hergestellt wurden. 
Nach weiterem günstigen Geschäftsgange wurde eine Papiermaschine für Seidenpapier auf— 
gestellt, auf welcher Zellulosepapiere von 16—-249 hergestellt werden und der Rohstoff für 
die Krepprollenerzeugung selbst erzeugt, gleichzeitig eine Schleiferei eingerichtet und die 
Pappenfabrikation und zwar braune Holzpappe aufgenommen, neben welcher später auch 
Feinschliff erzeugt wurde. 
Heute ist diese Papier- und Pappenfabrikation mit modernen Mitteln vollkommen kon— 
urrenzfähig eingerichtet und ebenso die Krepperei, zu welcher auch noch eine Seidenpapier— 
färberei trat, und liefert die Fabrik den größten Teil des Bedarfes an Kreppapier in ver— 
schiedenen Qualitäten für sterreich und die Nachfolgestaaten, ebenso auch Seidenpapier und 
hat je eine Vertretung in Ungarn und Jugoslavien. In ersterem Lande wurde neuerdings 
auch eine eigene Erzeugungsstätte mit einer Kreppmaschine eingerichtet. 
Seit dem Vorjahre hat auch der Export des Kreppapieres ganz bedeutenden Umfang 
ingenommen und geht dasselbe in Waggonladungen nach Südamerika, ferners sind die 
Hauptabsatzgebiete: Litauen, Belgien und Holland, Konstantinopel und Agypten und sind 
auch bereits die Exportgeschäfte mit England, Indien und anderen Überseestaaten in die 
Wege geleitet. 
Kurz bevor wir mit der elektrischen Bahn von Gmunden her Vorchdorf erreichen, sehen 
wir zur Rechten die Schlote und Industrieanlagen der Bierbrauerei Eggenberg.
	        
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