Volltext: Gmunden und der Traunsee (V / 1929)

In der damit verbundenen Kinderbewahranstalt werden täglich ungefähr 50 Kinder 
behütet und betreut. In den letzten Jahren wurde das Gebäude dieser Anstalt erweitert und 
durch ein Stockwerk vervollständigt. Es konnte so der städtische Kindergarten für 100 -110 
Kindern untergebracht werden, der nach Fröbelschen Lehren von einer staatlich geprüften 
Schwester geführt wird. Es stehen den Kindern große sonnige Räume zur Verfügung, die 
im Winter gut zu heizen sind und vor allem ein ausgiebiger Spielplatz, so daß für Luft, 
Licht, Bewegung und Beschäftigung, womöglich im Freien gut vorgesorgt ist. 
Eine ähnliche Einrichtung stellt auch das St. Josef-Heim dar, das im Jahre 1864 von 
Erzherzog Maximilian J. als Waisenhaus gestiftet wurde, zu dem aber bald eine Kinder— 
bewahranstalt dazu kam. Nach Ausführung verschiedener Bauten entstand ein Häuserstock, der 
eine zweiklassige Mädchenvolksschule, ein Internat für ungefähr 70 Mädchen, die verschiedene 
Schulen und Anstalten besuchen und eine Arbeitsschule für Nähen von einfachen Kleidern 
und Wäsche und einen Hort beherbergt. In der Front gegen den Schulgraben ist ein 
Greisenheim untergebracht für 17 Personen, die gegen mäßiges Entgelt volle Verpflegung 
und Verköstigung, bei Bedarf auch Krankenpflege erhalten. 
Die Stadtgemeinde Gmunden leidet seit Kriegsende schwer unter dem Mangel an 
Wohnungen. Es wurden zwar alljährlich Adaptierungen und selbst Neuschaffungen von Woh— 
nungen in den Gemeindegebäuden durchgeführt, um wenigstens dem dringendsten Bedarf 
Abhilfe zu schaffen. Der große Notstand selbst mit allen seinen bösen Folgen für Gesundheit 
und Moral aber blieb. 
Die Wohnunggsfrage ist die Hauptfrage der städtischen Hygiene. In dieser Erkenntnis 
hat die Stadtgemeinde beschlossen, eine Siedlung zu errichten. Der große ziemlich ebene Platz 
zwischen dem Hochlogel und der Traunleiten, der während der Kriegszeit mit Schrebergärten 
bedeckt war, die heute ja wohl zum großen Teile ihren Zweck erfüllt haben, wurde für 
Siedlungsbauten zur Verfügung gestellt, in Bauparzellen eingeteilt und durch Entgegen— 
kommen der Stadtgemeinde und der Sparkasse im Wege der Kapitalsbeschaffung manchem 
die Möglichkeit geboten, sich ein eigenes Familienhaus zu bauen. Der Baugrund ist 50. 000 mꝰ 
groß, hat schottrigen Grund bis zu einer Tiefe von 2mn, so daß von Feuchtigkeit keine Rede 
ist. Er ist gegen Norden und Nordost durch die oben genannten Hügelrücken, von denen 
man eine herrliche Aussicht genießt, gegen die Winde geschützt, aber nach Süden offen und 
der Besonnung gut zugänglich. Ein beständiger leiser Luftzug weht durch das Tal und sorgt 
für Lufterneuerung und Kühlung. 
Es wurden zwei breite Hauptstraßen, die mit Obstbäumen bepflanzt werden, angelegt, 
ein Anschluß an die Schwemmkanalisation gebaut, die Wasserleitung hingeführt und es steht 
in Bälde zu erwarten, daß elektrisches Licht und Gas den Bewohnern zur Verfügung stehen 
werden. Der Gedanke der Siedlung fand sofort Anklang und schon im Jahre 1928 erhoben 
sich 11 schmucke Häuser für ein oder zwei Familien mit Gärtchen an der Hügellehne. Für 
das nächste Jahr sind weitere 20 Häuser geplant. 
100 
Gmunden 
—
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.