Volltext: Gmunden und der Traunsee (V / 1929)

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Gmunden 
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Typhus ist nie endemisch, wenn ab und zu einzelne Fälle eingeschleppt wurden, kamen 
sie niemals zu einer stärkeren Ausbreitung. Das hiesige Isolierspital leistet in allen solchen 
Fällen die wertvollsten Dienste. 
Grippe tritt seit dem Jahre 1918 in stärkeren Schüben auf, hat aber auch in den 
letzten Jahren an Haͤufigkeit und Gefährlichkeit eingebüßt. 
Wie in vielen anderen Städten ist auch in Gmunden seit Jahren ein deutliches Ab— 
sinken der Geburtenzahl festzustellen. Es übertreffen seit Jahren die Todesfälle die Geburten 
an Häufigkeit. 
Sieben praktische Arzte und drei Zahnärzte teilen sich in die Privat- und Kassen— 
praxis. Daneben gibt es noch drei befugte Zahntechniker. Ein Amtsarzt überwacht die öffent— 
liche Gesundheitspflege des ganzen Bezirkes. Außerdem praktizieren noch drei Tierärzte, einer 
davon als Amtstierarzt. 
Das städtische Krankenhaus steht vor einer Umgestaltung in eine öffentliche Kranken— 
anstalt. Mit dem Spital ist auch ein Armenhaus und Bürgerspital verbunden. 
Eine der wichtigsten Aufgaben der Gemeindevertretung ist die Sorge für tadellose 
Lebensmittel, für gutes Wasser, für Abfuhr der Abfallsstoffe und für Bekämpfung der 
Staubplage. 
In Gmunden besteht seit dem Jahre 1910 ein Marktkommissariat, das mit der Durch— 
führung der Vorschriften über den Lebensmittelverkehr unter Oberaufsicht und Leitung des 
Stadtarztes betraut ist. Es gilt vor allem die Milch zu überwachen, die täglich vom Lande 
Jerein kommt, sowie auch die anderen Lebensmittel, die vorzüglich an dem Wochenmarkstage 
Dienstag) offen feilgebbdten werden. Der Marktkommissär ist staatlich geprüft und hat eine 
leine Untersuchungsstation zu seiner Verfügung, in der die wichtigsten Reaktionen sofort vor— 
genommen werden können. Diese Untersuchungsstation hatte insbesondere im Kriege viele 
Arbeit, da ja die schlechten Verhältnisse auch eine Verschlechterung der Nahrungsmittel und 
die verschiedensten Versuche zu ihrer Fälschung und Streckung bringen mußten. Heute hält 
sich die Lebensmittelfälschung in Gmunden in sehr mäßigen Grenzen. Es ist ein Verdienst 
des Marktkommissariates, daß auf dem Markte den hygienischen Forderungen für Aufbewahren 
und Verkaufen der Waren ziemlich entsprochen wird. 
In dem musterhaft eingerichteten Schlachthause sorgt eine vom Leiter und Vetexinär— 
inspektor vorgenommene Fleisch- und Trichinenschau, sowie vorbildliche Einrichtungen zur 
Aufbewahrung und Kühlung der geschlachteten Tiere für einwandfreie Fleischversorgung. 
Es bestehen neben einigen kaum mehr in Betracht kommenden Privatbrunnen zwei 
Wasserleitungen. Eine Hochquellenleitung vom „heiligen Brunnen“ und eine Tiefquellen— 
leitung „Erzherzogin Marie Valerie Wasserwerk“ genannt. Erstere stammt noch von 
Max J. aus dem Jahre 1515 Die Ergiebigkeit dieser Wasserleitung ist 6—10 Sekundenliter 
im Mittel. Das Wasser ist sehr klar und frisch, enthält beim Ausströmen sehr viel Kohlensäure 
und, wie neueste Untersuchungen ergeben haben, Spuren von Arsen und Jod. Es wurde 
von einem Teil der Einwohnerschaft immer für besonders wertvoll und heilbringend gehalten. 
Sein Härtegrad ist 13 deutsche Grade. Leider ist die Quelle der Austrocknung sehr unter— 
worfen. So trat im Jahre 18858 fast völliges Versiegen des „heiligen Brunnens'“ ein. Aus 
diesem Grunde und weil mit der Entwicklung der alten Salzstadt Gmunden zum Kurorte der 
Wasserbedarf gestiegen war, beschloß im Jahre 1887 die Gemeindeverwaltung den Bau einer 
großangelegten, vollkommen ausreichenden Trink- und Nutzwasserleitung, die im Jahre 1892 
gebaut und der Öffentlichkeit übergeben wurde. Sie erhielt den Namen Erzherzogin Marie
	        
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