Volltext: Das Benediktinerstift Kremsmünster

Sinne eingerichtet war und daß der deutschen Sprache größere Geltung 
eingeräumt wurde, als dies sonst in süddeutschen Schulen üblich war. 
Sprachlehrer, Tanz- und Fechtmeister sowie ein Reitlehrer sorgten für die 
sonstige standesgemäße Ausbildung der Zöglinge, die sich auch dem Jagd¬ 
vergnügen widmen konnten. Diese Ritterschule, die 1789 aufgehoben 
wurde, hat dem Stifte viel Ehre und Anhänglichkeit aber auch viel Neid 
und Mißgunst eingetragen. 
Berth old III. Vogl (1759—1771) war durch 15 Jahre Rektor der 
Universität in Salzburg gewesen, bevor er die Abtwürde übernehmen 
mußte. Er bewies sich als eifriger Gönner der verschiedenen Anstalten 
und wissenschaftlichen Sammlungen. 
Nach einer so herrlichen Blütezeit drohten dem Fortleben des 
Stiftes große Gefahren. Die immer höher steigende Gewalt der Landes¬ 
herren hatte die Klöster zu Reichtum und Ansehen, aber auch in stets 
wachsende Abhängigkeit vom Staate gebracht. Die landesfürstliche Vogtei, 
die zunächst nur als Schutzanstalt gedacht war, hatte sich zu einer Ober¬ 
herrschaft, ja zu einem förmlichen Eigentumsanspruch des Staates auf die 
Klöster ausgebildet. Der Abschluß dieser jahrhundertelangen Entwicklung 
fällt in die Regierung Kaiser Josef II. 
Abt Erenbert III. Mayer (1771 — 1800) aus Lauterbach bei Kirch¬ 
dorf hatte alle Bitternisse des josefinischen Klostersturmes durchzukosten. 
Mit seiner Bildung vereinigte er Vorliebe für Prunk und konnte 1777 den 
tausendjährigen Bestand des Stiftes noch durch achttägige Festlichkeiten 
begehen. Aber nach dem Tode der Kaiserin brach das Unglück über das 
Stift und seinen Vorsteher niederschmetternd herein. Die Schätze und 
Güter wurden durch kaiserliche Kommissäre verschleudert, die Schulen 
wurden geschlossen und nur mit Mühe konnte der Fortbestand des Hauses 
gesichert werden. Abt Erenbert wurde seines Amtes entkleidet (23. März 
1789) und die Verwaltung des Stiftes dem Kommendatärabt Maximilian 
Stadler aus Melk übertragen. Eist nach der Thronbesteigung Kaiser Leo¬ 
pold II. wurde der schwergekränkte Abt wieder in seine Rechte eingesetzt 
(22. Nov. 1790). — Im Jahre 1784 war das Bistum Linz errichtet worden und 
damit wurde die Verbindung Kremsmünsters mit dem Hochstifte Passau für 
immer gelöst. 
Den Ansturm einer klosterfeindlichen Zeitrichtung hatte das Stift 
überwunden, aber andere Stürme rüttelten bald darauf an seinen Grund¬ 
festen. Abt Wolf gang IL Leuthn er (1800—1812) errichtete auf Wunsch 
des Kaisers Franz IL das k. k. Konvikt (1804) und sorgte für Gymnasium 
und Lyzeum, soweit die Kriegszeiten es gestatteten. Diese lasteten schwer auf 
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