Volltext: Über Land und Meer : deutsche illustrierte Zeitung 2. Band 1902 (44. Jahrgang / 2. Band / 1902)

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Ueber Lanä unä Meer. 
Plastik. 
Noch auf ihrem letzten qualvollen Krankenlager hat die 
Kaiserin Friedrich von dem warmen Kunstinteresse, das 
ihr Leben verschönt hat, einen erhebenden 
Beweis in einem der letzten Briefe an 
ihren königlichen Bruder gegeben. König 
Eduard möge, so etwa lautet dieser Brief, 
ein achtsames Auge aus eine bemalte 
Kinderbüste im Buckingham Palace 
haben, die dort unbeachtet in einem der 
Gänge ausgestellt sei; schon in ihren 
KinderjahLen habe diese Büste ihre Auf 
merksamkeit auf sich gezogen, und seither 
habe sie bei jedem Aufenthalt in dem 
Palast sich daran erfreut; es sei ein her 
vorragendes Stück und wert, daß es einen 
guten Platz erhalte und bekannt werde. 
König Eduard hat diesen letzten Wunsch 
seiner Schwester zur Ausführung gebracht 
und der Büste, die anscheinend ein lachendes 
Kind, vielleicht auch eine lachende Zwergin 
darstellt, in Windsor Castle eine würdige 
Ausstellung geben lassen. Zugleich wurde 
der beste Kenner der mittelalterlichen und 
Renaiffaneeplastik, Geheimer Rat Dr. Bode 
in Berlin, ersucht, den Namen des Schöpfers 
dieser Büste zu bestimmen, und dem oft 
bewährten Scharfsinn des Direktors der 
Berliner Gemäldegalerie ist es auch ge 
lungen, den Schöpfer in der Person des 
aus Worms gebürtigen Konrad Meit 
zu ermitteln/der in der ersten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts als Hosbildhauer 
der Residentin der Niederlande in Brüssel, 
Margarete von Oesterreich, thätig war. Den Beweis dafür 
hat Bode in einer gehaltvollen Studie erbracht, die im 4. Hefte 
des 22. Bandes des „Jahrbuchs der Königlich Preußischen 
Kunstsammlungen" (Berlin, G. Grotesche Verlagsbuchhandlung) 
enthalten ist. Ihr haben wir die obigen Notizen und die 
kleine Nachbildung des interessanten Kopses entnommen, 
der durch die farbige Bemalung den Schein vollen Lebens 
erhalten hat. 
Totenschau. 
Im 88. Lebensjahre verschied in seiner 
Vaterstadt Köln Professor Dr. Heinrich 
Düntzer, der bekannte Literarhistoriker 
und Goethesorscher. Am 12. Juli 1813 
geboren, habilitierte er sich nach Vollendung 
der Universitätsstudien 1837 in Bonn als 
Dozent für klassische Litteratur. Im Jahre 
1846 wurde er Bibliothekar des katholi 
schen Gymnasiums zu Köln, welche 
Stellung er durch Jahrzehnte bekleidete. 
Einst ein Schüler Böckhs und Welckers, 
veröffentlichte er zahlreiche Arbeiten über 
griechische und römische Klassiker, in den 
weitesten Kreisen aber wurde er bekannt 
durch seine Schriften über die Glanzzeit 
der deutschen Litteratur, namentlich über 
Schiller und Goethe. Als Kommentator 
und Biograph unsrer Klassiker entwickelte 
er eine umfassende Thätigkeit, und sein 
Bestes leistete er wohl in der Herausgabe 
von Goethes Werken, die mit seinen Kom 
mentaren in der Deutschen Verlags-Anstalt 
zn Stuttgart erschienen sind. Sein letztes 
Werk: „Mein Berus als Ausleger" er 
schien vor drei Jahren. 
— Im Alter von 56 Jahren verschied 
am 27. Dezember in Tübingen Professor 
Dr. Tuisko von Lorey, eine der ersten 
Autoritäten auf dem Gebiete des Forst 
wesens. In Darmstadt am 2. April 1845 geboren, trat er 
nach Vollendung des Studiums in die hessische Staatssorst- 
verwaltung zu Gießen ein. 1878 wurde er an die Forstschule 
zu Hohenheim berufen, wo ihm zugleich mit der Professur 
Vas neue Museum cler Provinz Hannover.
	        
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