Volltext: Über Land und Meer : deutsche illustrierte Zeitung 2. Band 1902 (44. Jahrgang / 2. Band / 1902)

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Ueber Land unä Meer. 
Die Goethe-Plakette äes Miener Goethe-Vereins. 
Beweise vorgebracht werden müssen, ehe die Identität des 
Skeletts mit Plinius dem älteren nachgewiesen ist, um so 
mehr, als nach der Schilderung Plinius' des jüngeren 
sein Oheim an einer andern Stelle den Tod gefunden hat. 
Nach der an Bismarck erinnernden Bildung des mächtig ge 
wölbten Schädels ist allerdings die Vermutung nicht abzu 
weisen, daß hier die Reste eines geistig bedeutenden Mannes 
vor uns liegen (s. die Abbildung). Die aus 64 Gliedern be 
stehende goldene Kette hat ein Gewicht von mehr als 687 
Gramm. Ebensoviel wiegen die Armbänder. An den Fingern 
des Skeletts steckten mehrere Ringe, von denen einer 36 Gramm 
wiegt. Immerhin ist es ein recht interessanter Fund, der 
die Beachtung weiter Kreise 
verdient. 
Kunstgewerbe. 
Aus der Werkstatt des 
Silberschmieds Alex Schön 
auer in Hamburg sind vor 
kurzem zwei Meisterwerke von 
so hoher künstlerischer Vollen 
dung und von solchem Reich 
tum der künstlerischen Erfin 
dung hervorgegangen, daß es 
unsre Leser interessieren wird, 
sie durch Abbildungen kennen 
zu lernen. Es sind zwei große 
Tafelaufsätze, deren einer dem 
Bürgermeister Georg Keserstein 
von den Bürgern Lüneburgs 
zu seinem siebzigsten Geburts 
tage dargebracht ist, während 
der andre eine Widmung des 
Vorstandes und Aufsichtsrats 
der Königs- und Laurahütte 
an den Vorsitzenden des Auf 
sichtsrats, Herrn Geh. Kom 
merzienrat Heimann in Bres 
lau, ist. Bei dem ersteren 
Aufsatz sind zum großen Teil 
Lüneburger Motive zur Ver 
wendung gelangt, am Sockel 
die Giebel bekannter Lüne 
burger Häuser, am oberen 
Teil symbolische Gestalten vom 
Lüneburger Rathaus. Aus 
Bemalte rihonbüstz eines lachenäen Binäes. Vor, Bonraä Mell. 
mehreren gravierten Platten erblicken wir das Rathaus, das 
Archiv, die Johanniskirche. Die Grundform des andern 
Tafelaufsatzes soll durch den Aufbau mit den fchachtartigen 
Wölbungen die Gestalt eines Berges zum Ausdruck bringen. 
Auf diesem ist eine Ehrensäule errichtet, an deren Fundament 
Bergarbeiter damit beschäftigt find, die aus der Tiefe ge 
wonnenen Schätze zum Schmucke der Säule zu verwenden. 
Die untere Hälfte bringt das Berginnere und den Bergbau 
zur Darstellung. Der Rand der Schalen, die zur Aufnahme 
von Obst oder zarten Blumenarrangements dienen sollen, ist 
reich geschmückt mit farbigen Halbedelsteinen in der schrägen 
Anordnung der Erdschichten. Eine Metallverzierung unter 
halb dieses Randes deutet den durch das Gestein sickernden 
Wassertropfen an. Drachen versinnbildlichen die heimtückischen 
Gewalten des Berginnern. Auf den Felsgruppen erhebt sich 
der als Erdoberfläche gedachte Aufbau, dargestellt mit empor 
sprießenden Pflanzenornamenten und durch reich mit Früchten 
beladene Bäume, welche die Ehrensäule umgeben. Letztere 
besteht in ihrem oberen Teile aus einer klaren Bergkrystall 
pyramide, bekrönt von einem Genius, der ein Band mit dem 
Bergmanns grüß j 
„Glück aus" em 
porhält. Der Auf 
satz ist 1,04 Meter 
hoch. 
Seckenktage. 
Hundert Jahre 
waren am 13. Ja 
nuar verflossen, 
daß Eduard 
von Bauern 
feld, der einst 
gefeierte Lust- 
fpieldichter, in 
Wien zur Welt 
kam. Von Beruf 
Jurist und erst 
bei der Hofkam 
mer, sodann bei 
der Lotteriedirek 
tion angestellt, 
verließ er, von 
den politischen 
Verhältnissen an 
gewidert , 1848 
den Staatsdienst, 
um sich ganz der 
Litteratur zu wid 
men, in der er 
schon vorher schöne Erfolge errungen hatte. Von feinen zahl 
reichen Bühnenwerken, die auf allen deutschen Theatern zur 
Ausführung gelangten, find namentlich zu nennen „Leichtsinn 
aus Liebe" und „Das Liebesprotokoll" (beide 1831), „Die 
Bekenntnisse" (1834), „Bürgerlich und romantisch" (1835), 
„Großjährig" (1846), „Krisen" 
(1851), „Fata Morgana" und 
„Die Virtuosen" (1855), „Mo 
derne Jugend" (1869) und das 
Verslustspiel „Landfrieden" 
(1870). Alle diese Arbeiten 
fanden großen Beifall, und 
einige von ihnen haben sich 
bis heute auf dem Spielplan 
der deutschen Bühnen be 
hauptet. Minder glücklich war 
Bauernfeld im ernsten Drama. 
„Ein deutscher Krieger" (1844) 
und „Franz von Sickingen" 
(1850) fanden nur eine kühle 
Aufnahme, desgleichen „Alki- 
biades", das letzte Stück, das 
Bauernfeld, ein Jahr vor 
seinem Tode (9. August 1890), 
zur Aufführung brachte. 
Bauernfeld verfaßte auch 
mehrere Libretti, so zu der 
Oper seines Jugendfreundes 
Franz Schubert „Der Graf 
von Gleichen". Wertvolle Bei 
träge zur Wiener Lokal- und 
Theatergefchichte enthalren 
feine Memoiren „Aus Alt- 
und Neu - Wien", die den 
zwölften und letzten Band 
feiner gesammelten Schriften 
bilden. Auch hohen kultur 
historischen Wert besitzen diese 
Aufzeichnungen. 
Aufn. von E. Kempke, Hofphot., Freiburg i. 8 
vr. frari) Xaver Braus f.
	        
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