Volltext: Aegypten in Vergangenheit und Gegenwart

vollständigen den Schmuck, den sich auch die ärmste 
Bäuerin nicht gern versagt. Ganz allgemein ist bei 
Männern und Frauen die Sitte, die Hand- und 
Fußnägel mit den zu Staub gemahlenen Blättern 
des Hennastrauches rot zu färben, während das 
Schwärzen der Augenbrauen und Wimpern vor—⸗ 
wiegend von dem weiblichen Geschlecht geübt 
wird. 
„Wenn du klug bist, so gründe dir einen Haus— 
stand und liebe dein Weib,“ lautet der Spruch eines 
altägyptischen Weisen. Auch dem heutigen Agyp⸗ 
ter gilt er noch, und Ehe und Familie sind ihm das 
höchste Ziel des Lebens. Kaum ist der Junge er— 
wachsen und hat sich ein paar Taler erspart, so 
denkt er ans Heiraten. Bei den deutschen Aus— 
grabungen war vor einigen Jahren ein auffallend ge— 
weckter Bursche von fünfzehn Jahren als gewöhn— 
licher Arbeiter beschäftigt. Einer der Grabungsleiter 
nahm sich menschenfreundlich seiner an und wollte 
ihn dem üblichem Schicksal des Fellachen entreißen 
und einem besseren Berufe zuführen. Er gab ihm 
also zwei ägyptische Pfund (42 Mark), damit er 
davon das Schulgeld bestreiten und in einer Dorf— 
schule Lesen und Schreiben lernen solle. Als unser 
Kollege ein Jahr später wieder zur Ausgra— 
bungsstätte kam, war er höchst erstaunt, den Bur— 
schen unter den Arbeitern zu finden. „Warst du 
nicht in der Schule?“ „Nein, Herr!“ „Was hast 
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