Volltext: Innviertler Heimatkalender 1925 (1925)

„Halt's 's auf!" hör i Wieda, 
Und aft tummeln und schrei'u: 
„Höllsackra nu mal, 
I hau's Feustakreuz ein!" 
's war da Böcka, der gschriau! 
Hat tni der iatzt daschröckt, 
Der Sakra hat mi 
Aus 'n schöust'n Tram g'wöckt! 
„Was gibt's denn?" hab i gschriau, 
Bon Schlaf nu ganz tüttt, 
„He, auf!" hat aft oana 
Vor'n Fensta draußt brüllt. 
Und so geht's ma in Löb'n, 
I ka' toa, wia i will, 
's kimmt ma allwei was ömnta, 
I fimnt nöt ans Ziel! 
(In Ermangelung einer Weckeruhr weckte mich ein Bäckergeselle um 
halb 4 Uhr früh zur Abreise. Es war die letzte Nacht vom 22. auf 23. Sep¬ 
tember 1909, die ich in der Wohnung meiner guten Mutter zubrachte.) 
Ein österreichischer Unterjäger nahm im Mai 1809, nach der 
Schlacht bei Ebelsberg, im Lande ob der Enns, einen französischen 
Offizier, der am Arme verwundet war, gefangen. Nach Kriegsge¬ 
brauch gehört alles, was der Kriegsgefangene besitzt, dem Soldaten, 
der ihn gefangen nimmt. Habgierige Krieger ziehen oft den 
armen Gefangene» bis auss Hemd aus, wenn er anders eine 
Kleidung von einigem Werte hat; andere, die menschlicher sind, 
begnügen sich, den Gefangenen Geld, Uhren, Ringe und derlei 
Kostbarkeiten von Wert wegzunehmen. 
Um sich vor Mißhandlung zu schützen, zog der Offizier, als 
er sich in der Gewalt des Unterjägers sah, gutwillig feine Uhr 
und Börse, in welcher sich zwanzig Napoleousd'or befanden, au» 
der Tasche und übergab sie dem Jäger mit den Worten: „Kamerad, 
hier hast du alles was ich von Werte besitze; laß mir nur wne 
Kleidung; du wirst in Uhr und Börse reichen Ersatz finden." 
Der Unterjäger, wütend wie ein Löwe im Kampfe, aber sauft 
wie ein Lamm jgegen den wehrlosen Feind, entgegnete: „Herr 
Offizier! Ein braver Jäger nimmt nur durch die äußerste Not 
gezwungen seinem Gefangenen Beute ab; wir .sind keine Räuber, 
die in den Krieg der Beute 'wegen ziehen; wir streiten fürs Vater¬ 
land und deswegen dringen wir tapfer tn den Feind ein, nicht 
um ihn auszuplündern, wenn er getötet oder wehrlos ist. Sie 
sind verwundet; Sie brauchen zu ihrer Verpflegung das Geld 
nötiger als ich; mich nährt mein Monarch. Behalten Sie ihr Geld 
und ihre Uhr, und erinnern Sie sich, wenn Me einst der unfrigen 
einige gefangen nehmen, wie Sie als solcher behandelt wurden, 
damit Sie auch desgleichen tun." 
Edelmut und Dankbarkeit 
oder 
Oer brave Tiroler Jäger.
	        
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