Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

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um bereit Verwirklichung heftig gekämpft unb gestritten würbe. Die Angelpunkte 
aller geplanten Bahnlinien find bte beiden Städte Passau unb Salzburg. Nur bte 
einzige Weilhartbahn hat ihr Ziel in Braunau. Ich will bie Linien aufzählen: 
a) Antiesenhofen—Obernberg—Altheim—Mauerkirchen (30 km); b) Antiesenhofen— 
Gurten - Mattighofen. Die Entfernung Salzburg—Passau würbe bctburch um 29 km 
verkürzt, c) Mattighofen—Lamprcchtshausen Diese Strecke bildet gleichsam eine Fort¬ 
setzung ber vorhin genannten Linie, d) Rieb—Schneegattern, gedacht als erstklassige 
Bahn für bte Fortsetzung der Tauernbahn von Salzburg nach Passau. e) Die 
elektrische Bahn Vöcklamarkt—Frankenburg—Ried. 
Vor dem Krieg; galt als vollständig gesichert die Weihartbahn (Lamp- 
rechtshausen, beziehungsweise Ztegelhaiben—Braunau). Daher wurden auch während 
des Kn-ges die stärksten Anstrengungen gemacht, den Bau dieser Bahn mit Hilfe 
der Kriegsgefangenen ausführen zu lassen. Sie sind merkwürdigerweise gescheitert. 
Eine Kritik hierüber zu schreiben, verbietet der Zensor. 
Hier sei auf eine eigenartige Tatsache hingewiesen, bie vielleicht nach betn 
Kriege bie Lösung ber Innviertler Eisenbahnfragen wesentlich beeinflussen dürste: Es 
ist bas Emporstreben Matüghosens zum größten Jndnstrieorte des Jnnviertels. 
Auch nach dem Kriege rechnet man dort mit der Anwesenheit einer Arbeiterbevölkerung 
von rund 3000 Die Einwohnerzahl bes Marktes würbe demnach auf fast 5000 
steigen. Mattighofen wäre damit der zweitgrößte Ort des Jnnviertels. Sollten seine 
Interessen bann nicht eine ganz befonbere Berücksichtigung erfahren? Die Verwirk¬ 
lichung bes Bahnbaues von Antiesenhofen—Obernberg—Gurten—Aspach—Mattig¬ 
hofen—Lamprcchtshausen ist baburch viel zeitgemäßer geworden, als sie vor bem 
Kriege war. 
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Der Krieg hat hinsichtlich bes Verkehres in Mitteleuropa ganz neue Fragen 
aufgerollt oder deren Bedeutung in einem neuen Lichte erscheinen lassen. Die Eisen¬ 
bahnen hatten die einstige Bedeutung der Wasserstraßen gemindert. Nun hat man 
erkannt, daß erstere allein nicht mehr genügen. Eine Großschiffahrtsstraße 
soll bett Westen unb ben Osten Mitteleuropas ver&inben, Rhein unb Donau zu¬ 
sammen sollen eine einzige breite Straße bilden von bei Notbfee bis zum Schwarzen 
Meere. Es braucht nicht erwähnt zu werben, baß der untere Teil unserer Heimat 
mächtig bavon berührt, daß es im stillen, waldbegrenzten „Passamrtal" (Passau— 
Aschach) lebendig werben wirb. Den Nibelungen vom Rhein werben wir zujubeln, 
wenn sie fahren ins Heunenlanb. Alter beutscher Wanbertrieb — möge er wie einst 
in ben schönsten Tagen deutscher Kraftentfaltung ben etwas verstaubten Wegweiser 
nach betn Osten wieber erkennen und ihm folgen. 
Unb sollen wir, Innviertler, mit unseren Stammesbrübern, ben Bayern, ver¬ 
eint, nicht neue Hoffnungen hegen auf eine Wiederbelebung ber Jnnschiffahrt? 
König Lubwig III. ist uns eine Gewähr, baß ber Ausbau ber Schiffahrtswege 
nicht zum Stillstsnb kommen wirb Vor 500 Jahren noch fuhren ben Inn abwärts 
jährlich etwa 600 Schiffe gegen die Stadt Passau. Salz brachten sie hin, Wein 
brachten sie her. Und gäbe es nicht auch heute eine Unzahl von Produkten von Kuf¬ 
stein bis Paffau, die in geeigneter Weise den Wasserweg geführt werden könnten ? 
Möge die ehrsame Gilde der „Nauflezer" in einem neuen Gewände wieber aufleben. 
* 
Der Blick schweift in bte Zukunft. Unb bas ist notwenbig. Denn — endet ber 
Krieg wie immer — ber Zukunftssorgen werben wir nicht los Wirb bann 
die Zeit beginnen, in ber bie „schlummernben Riesenkräfte", bie unser Boden birgt,
	        
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