Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

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dem Gemeinderate an, wirkte an Seite des Bürgermeisters Gyri als dessen Stellver¬ 
treter im strengsten Sinne des Wortes — weilte doch Gyri oft fern von unserer 
Stadt. Kaiserliche Auszeichnungen und das Ehrenbürgerrecht der Stadt Ried waren 
der wohlverdiente Lohn. 
Was er weiter für die „Liedertafel", damit für die Pflege deutschen Gesanges 
und deutscher Kunst in unserer Stadt getan, das erhellt ja schon daraus, daß ihn 
die „Liedertafel", nachdem er lange Jahre (seit 1871) ihre Entwicklung geleitet hatte, 
am 19. März 1891 zu ihrem Ehrenvorstande ernannte. Auch das sei nicht vergessen, 
daß er es war, der als erster die Obmannstelle übernahm, als 1881 in Ried eine 
Ortsgruppe des deutschen Schulvereines gegründet wurde. 
Die Tätigkeit seiner letzten Jahre war dem jungen Musealvereine für 
Stadt und Bezirk Ried gewidmet. Es ist bekannt, unter welch schweren Hemmungen 
gerade dieser Verein sich entwickelte. Dr. Dorswirth war es, der stets bestrebt war, 
die Steine zu rücken, die im Wege lagen. Mit größtem Interesse nahm er an allen 
Bestrebungen des Vereines teil; ja, einen Tag noch vor seinem Tode erschien ein 
von ihm gezeichneter Aufruf, der den Verein in den Dienst unserer Zeit stellen wollte. 
Denn noch auf dem letzten Krankenbette konnte man ihm von neuen Plänen und 
Aufgaben erzählen, noch da schaute er ungebrochen in die Zukunft. 
Es war anders bestimmt! Seit ich ihn liegen sah, geht mir das Lied Walters 
von der Vogelweide nicht aus dem Sinn, daß er seinem toten Meister sang: 
Weh, daß Weisheit und Jugend, 
des Mannes Schönheit und seine Kunst 
Nicht erblich sind, wenn einst der Leib erstirbt. 
Aber nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins i 
Kreise vollenden. So auch er. Vollendet liegt sein Leben hinter ihm: Reich an 
Mühen, reich an Arbeit, reich an Geschaffenem und Erreichtem. \ 
Ried. Dr. W. Gärtner. 
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entwürfe des Candesvereines für fieimatlcfoutz. 
1. Das nette Gemeindehaus itt Rotzbach. 
Unser Bild zeigt den Entwurf für das neue Gemeindehaus in Roßbach, 
das auch wirklich nach diesem, von der Bauberatungsstelle des Landes Vereines für 
Heimatschutz ausgearbeiteten Plane ausgeführt worden ist. Schmuck und schön steht 
es vor uns, ein Bau, um den mancher Ort die Gemeinde Roßbach beneiden mag. 
Das Eigenartige an diesem Entwürfe ist es ja, wie in ihm die heimische Bau¬ 
weise wieder zu Ehren kommt. Das hohe Walmdach, wie man es oft auf unseren 
Bauernhäusern findet, steht in einem schönen Verhältnis zum eigentlichen Hauskern 
und gibt dem Hause den Eindruck des Festen, Wohlgegründeten. Die Fenster, die 
Türe, das alles mutet einen heimatlich und freundlich an. Besonders gefällig wirkt 
die Abstufung des ganzen Hauses nach der Höhe! Das Erdgeschoß, das ja das 
ganze zu tragen hat, ist fest und massig, diesem folgt der durch die Fenster mit 
ihren Läden freundliche helle Oberstock und dann das hohe Dach, das seinerseits 
wieder durch den schönen kleinen Giebel belebt ist. So erhält das Gemeindehaus 
doch auch wieder etwas, was es von gewöhnlichen Bauernhäusern unterscheidet. Und 
das soll ja auch sein, es ist ja doch ein amtliches Haus! In dieser Beziehung war
	        
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