Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

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Gin Beimatbaus in Braunau a. Inn. 
Wenige Jahrzehnte reicht das Aufblühen jener Bewegung zurück, die als 
„Heimatpflege" heute schon allerorten Anhänger aufweisen kann. Heimatkunde, 
Heimatschutz sind ihre Ziele. Die Kulturgeschichte der Heimat soll erforscht, das 
volkskundlich Wertvolle davon, das künstlerisch Schöne vom alten Heimatbild aus 
der Vergangenheit gesammelt, in der Gegenwart geschützt, für die Zukunft bewahrt 
werden. 
üDiit unendlich vielen Schwierigkeiten hatten alle Heimatbestrebungen die Jahre 
durchzukämpfen. Ihr schlimmster Gegner, die Gleichgültigkeit, gerade der berufensten 
Kreise, ist noch immer nicht überwunden. 
Verhältnismäßig spät hat die Heimatschutzarbeit eingesetzt. Nicht allzu bald 
konnte man sie erfolgreich nennen. So ging viel Wertvolles und Schönes dem 
Heimatgau für immer verloren. Manches aber hat sich doch erhalten, vereinzelt, in 
verborgenen Winkeln, unbeachtet. Der Wunsch, diese alten Heimatkulturschätze zu 
•sammeln, sie der Mitwelt in geeigneter Aufstellung vor Augen zu führen, den Nach¬ 
kommen zu erhalten, führte zur Schaffung von Heimatmuseen — Schatzkammern 
heimatlicher Kultur und Kunst. Während die Volkskundemuseen der Reichshaupt- 
städte die Kulturbilder aller Reichsläuder vereinigen, die Landesmuseen zeigen, welche 
Rolle das einzelne Land in der Kulturentwicklung und Kunstausbildung getragen, 
umfassen die Ortsmust en der kleineren Städte und Märkte nur einen engen Heimat- 
kieis. In ihnen spiegelt sich kulturgeschichtlich nur ein kleiner Landesteil, oft nur 
eine einzelne Gemeinde und auch diese manchmal nur in einem bestimmten Zeit¬ 
abschnitt. 
Gerade darin aber liegt ihre Bedeutung. Schon ein Landesmuseum kann den 
einzelnen Landesteilen nur beschränkten Raum freihalten. Das Museum der Klein¬ 
stadt dagegen kann ihren engen Bereich mit erschöpfender Gründlichkeit erforschen, 
die Einzelergebnisse lückenloser zum anschaulichen Gesamtbild vereinen. Besonderen 
Wert verleiht diesen Heimatmuseen die Bodenständigkeit ihrer Schätze. Sind sie doch 
gewissermaßen an Ort und Stelle ausgestellt, am Platz, wohin sie passen, in der 
Umgebung, zu der sie gehören. Diese Vorteile machen auch die Gegeneinwände — 
auf diese Weife feien die Wertsachen nur verhältnismäßig Wenigen zugänglich und 
berauben die großen Landesmuseen oft der kostbarsten Gegenstände — hinfällig. Die 
Heimatgenossen auf das Schöne aufmerksam zu machen, das sichtbar vor ihren 
Augen liegt, die heimatliche Kultur und Kunst gebührend schätzen und achten zu 
lernen, ist der alleroberste Zweck dieser Heimatmuseen. 
Ueber die tätige Heimatarbeit im Jnnviertel zu berichten, ergab sich schon, 
mehrmals Gelegenheit. Es fei hier nur erinnert an die Veröffentlichungen der Inn¬ 
viertler Heimatkunde, die Heimatkunstausstellungen, die Schriften über vorgeschichtliche 
Ausgrabungen im Jnnviertel. Ried, Braunau, Schärding stehen im Mittelpunkte 
dieser Heimatsorschung. Alle drei Städte haben auch feit Jahren ihre Musealvereine 
mit dem Hauptziel, Errichtung nnd Erhaltung eines Heimatmuseums. Ein eigenes 
Museumgebäude hatte bisher nur Schärding 
Nun soll auch Braünan sein Heimathaus bekommen. Reich an geschichtlichen 
Erinnerungen und wertvollen Kunstdenkmalen, in seinen Kirchen, alten Häusern, 
Gäßlein, hat Braunau das Bild der alten Festungsstadt ziemlich gut bewahrt. 
Es weiter zu erfialteu, war feit dem Bestände das Streben der Braunaner Heimatver¬ 
eine und die Absicht, diese Pläne zur Errichtung eines Ortmusenms zu festigen, eine 
langjährige. Die alte Herzogrburg war ursprünglich dazu ausersehen. Bevor es jedoch 
Zum Kaufabschluß kam, scheiterten die Verhandlungen an der beklagenswerten Gleich-
	        
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