Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

sagte, den größten Schmerz während seiner Studier zeit. Er hatte, wie schon erwähnt 
durch den ersten Preis seine Militärfreiheit erreicht. Es war ihm aber nochmals ein 
erster Preis für Zeichnung nach Antiken zuerkannt; sein Freund sollte ben zweiten 
Preis erhalten. Damals war wohl das Loskaufen vom Militär noch möglich, aber 
die Eltern des Frenndes waren nicht so bemittelt, daß sie hätten diese Summe er¬ 
schwingen können. Nun versuchten sie mit Einwilligung Strenßenbergers alles Mög¬ 
liche, damit die zwei Preise vertauscht, der Freund den ersten und Streußenberger 
den zweiten bekomme. Letzterer wurde für ferne Einwilligung mit einigen hundert 
Gulden überrascht und fühlte sich wie ein Krösus — bis zum Tage der Preisver¬ 
teilung Dem Freunde wollte er sein Wort nicht brechen und so verfiel er in eine 
Stimmung, daß er zum Revolver griff; in demselben Augenblick rral sein Freund 
mit freudigen Dankesworten zur Türe herein, begriff aber sogleich den Zusammen¬ 
hang, fiel ihm um den Hals und sagte: „Franz, um diesen Preis gilt unsere Ab¬ 
machung nicht." Streußenberger gewann ferne Fassung wieder: und sprach: „Sei 
ruhig, ich sehe, du würdest durch meinen Tod nicht glücklich, und so bleibt es, wie 
wir es vereinbart hatten." 
Eine heitere Geschichte erlebte er mit einem Jugendfreunde welcher gleich ihm 
schon als Bub seinen Vater beim „Landlergeigen" unterstützen mußte. Die zwei Freunde 
blieben sich auch nach der Trennung so zugetan, daß der Zurückgebliebene, als 
Streußenberger schon in Wien die Akademie besuchte, wenn es nur halbwegs 
ging, ihn zu überraschen suchte. Da kam es nun, daß sie mit einander zu einem 
Konzert gingen, bei dem eine ausgezeichnete Musikkapelle die zwei jungen Männer 
ganz entzückte. Der Landsmann fühlte sich so hingerissen — et war selbst ein guter 
Musiker geworden — daß et nach uni) nach, ohne es zu wissen, ;mmer näher an 
das Dirigentenpult herankam, was der Kapellmeister mit der spötischen Bemerkung: 
„Ra, wollen Sie vielleicht statt meiner dirigieren?" rügte. Kurz entschlossen, sagte 
der junge Mann: „Herr Kapellmeister, das kann ich nicht, aber wenn btr Franzi 
(Streußenberger) mittut, können wir Zhnen „an Landla" spielen, daß Sie noch 
keinen solchen gehört haben." Das Publikum diese Worte gehört haben und stürmisch 
solche Ländler begehren, war eins. Sie mußten ein paar Laudier geigen und riesiger 
Beifall, der nicht enben wollte, wurde ihnen zuteil. Als sie che Spiel beendet hatten, 
kam ein Herr auf sie zu mit einem Hut voll Banknoten, welche unterdessen gesam¬ 
melt worden waren und die er ihnen Übergeben wollte. „Na, na," sagte der Lands¬ 
mann, „deshalb haben wir uns nicht hören lassen und gelt, Franz, wir zwei nehmen 
nichts an! Aber die Musiker sollen es unter sich teilen, unb wenn bie es nicht 
wollen geben Sie es den Armen!“ Ich schrieb bies nieder, weil ich weiß, daß eine 
der liebsten Erinnerungen Streußenbergers war und weil er tagtäglich ein- oder 
wenn tunlich zweimal feine Violine zur Hand nahm und ein paar tiänbler geigte. 
Braunau. Susi Scheibt.*) 
*) Die Verfasserin des Aufsatzes ist die Tochter Franz St eußenbergers aus der zmiten 
Ehe, am 9. April 1812 in Frankenburg geboten.
	        
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