Volltext: Innviertler Heimatkalender 1917 (1917)

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ui nUtcvtn el”t95? Fallen ist bte Zahl ber an ber Pest Verstorbenen ziffernmäßig 
mmtteü. ,jtt Ktrchbetg starben 152, in Ostermiething 119 unb in Bernborf 49. 
•l '\a lpänrche Angaben, bie aber doch erkennen lassen, daß im Höchstfälle nur 
jebe 10. Person einer Pfarre an ber Pest gestorben ist Ähnlich lagen bie Verhält- 
ruffe auch auswärts, z B. in Regensburg, wo bie Pest im Jahre 1714, 7857 
Menschen hinwegrasfte, bas ist ungefähr jebe 9. Person. 
Sobalb bas Auftreten ber Krankheit in Bayern gemelbet würbe, erschienen 
£J«‘ unb zwar noch im August 1713 von Seite ber kaiserlichen Regierung in 
Mundjen (JBat)etn_ war damals infolge bes schon über ein Jahrzehnt bauernden 
pantschen Erbsolgekrieges von ben Oesterreichern besetzt) sowie von Seite ber tirch- 
ltchen Behörde zu Passau Verordnungen über das Verhalten der Bevölkerung gegen 
die Pestgefahr @te_ wollen: Reinlichkeit aus Straßen und Gassen; Absperrung der 
SSetbslchltgen; sofortige Inanspruchnahme eines Arztes, der von ben Badern unter¬ 
stützt werben soll; Vermeidung aller unnötigen Zusammenkünfte. Der Bischof von 
Passan wmdet sich vor allem an den religiösen Sinn des Volkes — man möge von 
©ot bte Abwendung der Gefahr erbitten. Er ordnet an die Abschließung eigener 
®e^01^ f“r pestkranke sowie die Anlage besonderer Pestsriedhöfe unb eine sonn¬ 
tägliche Wacht vor bet Kirche, um Berechtige von jeder kirchlichen Feier fern zu halten. 
m «v k®a§ ^este Mittel, die Krankheit abzuwehren, sah man noch immer in ber 
Behinderung bes freien Verkehres burch eine organisierte Grenzwache. So würben 
K n der Österreichischen Grenze bei Haag 30 Mann unb bei Pram 20 
Wann als Grenzwache aufgestellt. Angeblich soll bie Pest zuerst in ber Hofmark 
SRalchtng jenseits bes ^nn aufgetreten sein. Daraufhin wurden sofort bie Jnnbrücken 
gesperrt unb es würbe ben Fischern verboten, bie Uebersuhr über ben Fluß zu be- 
!2^en* "Su einem mehreren Schröcken" würbe am Jnnufer zu Reichersbera ein 
«chnellgalgen errichtet. Dort sollte ber Fischer, ber es wagen wollte, gegen das 
rt 'fÄ i ' M01,1 Swängt werben. In gleicher Weise wnrbe bie Uebersuhr 
mnßfTw ^ DietÄbr?ur9^au1'en eingestellt. In ben Städten unb Märkten 
mußte bte genauere Paß Besichtigung vorn Gerichtsschreiber und mehreren Ratsbürgern 
dn^hgefnhrt werden.Daauch eine Getreibesperre bevorstand, kaufte ber Markt Rieb 
noch genugenb (Setreibe für die armen Leute ein. 
Am schwersten war bte Absonderung ber Erkrankten zu erreichen. Die 
Regierung hatte zwar bte Errichtung eigener Häuser für bie Pestkranken gefordert. 
«} f/w* W ^f:r rn Ostermiething, ferner in Sauldorf bei Kirchberg. Der 
Pestgetstltche Riernsamt tn Ostermiething berichtet hierüber: .Ein Lazarett-Hans ist 
zwar wohl obhanden (vorhanden), wird aber solches von ben allhiesigen wiberspen- 
st,gen Leuten hart ober gar mt betreten werben..." 
Einen noch ärgeren Widerstanb leisteten bie Bauern gegen bie Forderung, baß 
„bte in ber Pfarre Ostermiething an verbächtiger Krankheit verstorbenen Personen 
surohm keineswegs mehr m bie Kirchfriebhöfe, sondern in bie vor Jahren unweit 
Tarsdorf pro infecüs (für die an ansteckender Krankheit Verstorbenen) geweihten 
Friedhöfe ohne Einsegnen begraben" werden sollten 
Der Grund für diese Verordnung ist leicht einzusehen. Es sollte dadurch jeder 
Verschleppung der Krankheit vorgebeugt werden. Doch das Volk hatte entschieden das 
Empfinden, daß bte ohnehin burch bie schnelle unb schmerzhafte Todesart schwer 
Gestraften auch noch der Ehre des alten rechtmäßigen Begräbnisses beraubt würden. 
Der Unwille kam zum Ausbruch, als ber Leichnam bes „Peslkaplans" Josef 
Atchpztntner auf Befehl des Konsistoriums zv. Salzburg im Peflfriebhofe bei ber 
Filiale Tarsdors bestattet weiden sollte: er bütfe Weber hinausgetragen noch be- 
gleitet werben. ’
	        
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