K' Linhoforin.
D' Sinhoferin werd's doch kennen! Net? Na jetzt, wär' net aus! Grober¬
weis' g'sagt: das ist a Schand. Leicht ist nachher a jed's Kind in den einschichtig'n
Bauerndorf g'scheiter. Es gibt kein Buam und kein Dirndl, das net d' Sinhoferin
selber oder den Weg zu ihr'n Kleinhäusl weisen könnt. Herentgegen zu wem ging
man denn, wann wo was net in der Richtigkeit ist im „liaben G'snnd" beim Bauern,
beim Vieh, bei die Kinder, bei der Bänrin und bei'n Dienstleut'u. —
Ja! sie ist ja überall an, d' Sinhoferin. G'wiß auch noch, daß überall an
ist. Weil 's wahr ist, so viel gut versteh'n tut sie sich halt auf's „Anbrauchen."
Man säh' 's den klein' zaundürren Weiberl gar net an, daß sie 's ein jeden gro߬
mächtig g'stndierten Doktor „awerramt."
Ja, ja ernstlich wahr: das ist die beinfeste Meinigung vom ganzen Dorf.
Grad nur der reiche Hofbauer — na ja, das ist überhaupt einer, der's a bissel mit
die neumodischen Bräuch halt — g'höru tut sie sich wohl net — gar net, a net,
daß sie sich g'hörn tät. Aber er ist halt einer von die „Schwachen", da muß mar
halbwegs stad sein.
Also der Hofbauer hat wohl unlängst, wie sein jung's Weib so siri (siech) ist
word'n, den Doktor kommen lassen. Bier Fahrstund her von Markt. Noch ganz ein
junger Herr, net amal ein ordentlichen Bart hat er g'habt. Also! Was ist denn
das? Na, der hat's halt d'längst Zeit abg'hammert und abg'lost (abgehorcht), ist
ein Weil ein Umtun g'wes'n. D'Sinhoferin hat's allemal gleich heraus, wo d' Krank¬
heit sitzt: brauchst ihr blos d' Zung' zeig'n und ein Urinflasche! mitnehmen. Und
wie er endlich fertig ist g'wesen, der Doktor, da hat er d' Krankheit bei ein Namen
g'nennt, den kein ordentlicher Mensch verstand'n hat und nachher hat er in ein
Büchl d' längst' Zeit blattelt und nachher hat er ihr d'rans a Medizin verschrieb'n.
A G'schrist hat er eh g'habt — na, wann a Schnlerbua solche Heahnakratzer
machet, aus und der weis wär's beim Schulmeister. Und so a G'studierter wird
noch brav zahlt dafür. Endlich wie s' die Medizin bracht hab'n in ein' klein'
Flascherl — gleich g'sehn hat's eh nmadnm nix net — hat's kein G'rnch'n g'habt,
kern' Färb' net — und teuermächtig. D' Sinhoferin gibt um ein Strizel Butter
ganze Tegelu voll her. Da hat man doch gleich was in der Hand und schmecken
wannst tust dazu — übel mal d' Aug'n geh'n Dir über. Und das Umkletzln von
Doktor mit den klein' Lackerl, dreimal im Tag ein klein's Lbsferl voll. Lachhaft!
Herentgeg'n d' Sinhoferin: „Ziag nur fest an," sagt f allemal, „dös treibt Dir die
Krankheit außer; den scharfen Säft'n muaß mar scharf kommen. Sonst zählt's nix
net. Und fleißig schwitz'n dabei und obacht geb'n, daß der d' Luft net ankann, sonst
mag's net außa, was drin is."