Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

K' Linhoforin. 
D' Sinhoferin werd's doch kennen! Net? Na jetzt, wär' net aus! Grober¬ 
weis' g'sagt: das ist a Schand. Leicht ist nachher a jed's Kind in den einschichtig'n 
Bauerndorf g'scheiter. Es gibt kein Buam und kein Dirndl, das net d' Sinhoferin 
selber oder den Weg zu ihr'n Kleinhäusl weisen könnt. Herentgegen zu wem ging 
man denn, wann wo was net in der Richtigkeit ist im „liaben G'snnd" beim Bauern, 
beim Vieh, bei die Kinder, bei der Bänrin und bei'n Dienstleut'u. — 
Ja! sie ist ja überall an, d' Sinhoferin. G'wiß auch noch, daß überall an 
ist. Weil 's wahr ist, so viel gut versteh'n tut sie sich halt auf's „Anbrauchen." 
Man säh' 's den klein' zaundürren Weiberl gar net an, daß sie 's ein jeden gro߬ 
mächtig g'stndierten Doktor „awerramt." 
Ja, ja ernstlich wahr: das ist die beinfeste Meinigung vom ganzen Dorf. 
Grad nur der reiche Hofbauer — na ja, das ist überhaupt einer, der's a bissel mit 
die neumodischen Bräuch halt — g'höru tut sie sich wohl net — gar net, a net, 
daß sie sich g'hörn tät. Aber er ist halt einer von die „Schwachen", da muß mar 
halbwegs stad sein. 
Also der Hofbauer hat wohl unlängst, wie sein jung's Weib so siri (siech) ist 
word'n, den Doktor kommen lassen. Bier Fahrstund her von Markt. Noch ganz ein 
junger Herr, net amal ein ordentlichen Bart hat er g'habt. Also! Was ist denn 
das? Na, der hat's halt d'längst Zeit abg'hammert und abg'lost (abgehorcht), ist 
ein Weil ein Umtun g'wes'n. D'Sinhoferin hat's allemal gleich heraus, wo d' Krank¬ 
heit sitzt: brauchst ihr blos d' Zung' zeig'n und ein Urinflasche! mitnehmen. Und 
wie er endlich fertig ist g'wesen, der Doktor, da hat er d' Krankheit bei ein Namen 
g'nennt, den kein ordentlicher Mensch verstand'n hat und nachher hat er in ein 
Büchl d' längst' Zeit blattelt und nachher hat er ihr d'rans a Medizin verschrieb'n. 
A G'schrist hat er eh g'habt — na, wann a Schnlerbua solche Heahnakratzer 
machet, aus und der weis wär's beim Schulmeister. Und so a G'studierter wird 
noch brav zahlt dafür. Endlich wie s' die Medizin bracht hab'n in ein' klein' 
Flascherl — gleich g'sehn hat's eh nmadnm nix net — hat's kein G'rnch'n g'habt, 
kern' Färb' net — und teuermächtig. D' Sinhoferin gibt um ein Strizel Butter 
ganze Tegelu voll her. Da hat man doch gleich was in der Hand und schmecken 
wannst tust dazu — übel mal d' Aug'n geh'n Dir über. Und das Umkletzln von 
Doktor mit den klein' Lackerl, dreimal im Tag ein klein's Lbsferl voll. Lachhaft! 
Herentgeg'n d' Sinhoferin: „Ziag nur fest an," sagt f allemal, „dös treibt Dir die 
Krankheit außer; den scharfen Säft'n muaß mar scharf kommen. Sonst zählt's nix 
net. Und fleißig schwitz'n dabei und obacht geb'n, daß der d' Luft net ankann, sonst 
mag's net außa, was drin is."
	        
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