Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

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tieferen Zeidjen des Kreises der Herbst des Lebens beginnt mit feinen beiderseits 
abgehackten kurzen Tagen, mit seinen entlaubenden Nebeln, seinen abbleichenden 
erstarrenden Frösten und Finsternissen — man fühlt sich jählings morsch und alt' 
Zn alledem Eure Exzellenz, gesellt sich schon seit langem die leidige, trostlose 
Wahrnehmung, daß der Buchhandel, angesteckt von der Kritik, die sich nun einmal 
in meinen Liedern festgerannt, dafür aber alle meine anderen Arbeiten nur so neben- 
germgschätzlg betrachten nnb nehmen zn sollen glaubt, baß ber gesamte 
ätsche Buchhandel, sage ich, von dieser Kritik verleitet, auch von mir nur solche 
lieber hofft nnb begehrt ach, unb ich habe sie eben schon gemacht, ein- für alle« 
mal gemacht, ganz gut unb in erklecklich reicher Anzahl unb Menge gemacht, unb 
kann es baher nicht zum zweitenmale. 
Noch bekläglicher, untröstlicher aber ist ber Utnstanb, baß gerabe biese meine 
guten gesuchten Bücher burch jugenbtiche Unkenntnis unb Vertrauensfülle Eigentum 
eines kniffigen, gewinnsüchtigen Verlegers geworben sind, der nun schon lange unb 
^gesetzt guten Profit macht, während ich kaum einmal etwas Rechtes dafür 
erhalten habe. ■ . 1 
So kommt es und ist begreiflich, baß ich enblich völlig verkümmern unb ver¬ 
armen müßte, ja vielleicht schon mehr bin, als ich es selber glaube, weil die Liebe 
und Gute der Menschen fast übergroß, endlos ist gegen meine zahlreichen Mängel, 
Schwachen und Irregularitäten. Ach, ich muß sie einmal recht loben unb preisen, 
bte Menschen meiner Zeit! r 1 ' 
Mit diesen unumwundenen Geständnissen unb Enthüllungen wage ich es, mich 
Eurer Exzellenz zu nahen und Ihnen, wiewohl bang und schüchtern zugestehen, daß 
ich wirklich den Zeitpunkt gekommen glaube, wo das an mich geschehene Versprechen 
von „König und „Ehrensold" sich erwehren und erfüllen sollte 
Und wer anders, könnte jener mystisch-allegorische König sein, als — mit 
ihrem ChesanderSpitze, bte Edlen des Ländchens, das ich so sehr liebe und dessen 
geliebtes Brld sich tn jedem meiner Lieder spiegelt. 
*>• r ■}? eine solche Siebes- unb Ehrengabe brauche, liegt wohl im Inhalte 
tiefer Schrift: was mir aber - ich fühle es wohl! - annoch an Verdienst und 
Mürbigkeit abgeht, bas möge abermals unb einstweilen bie eben gepriesene Güte 
er-etzm, bis ich etwa bei wiedergewonnener Herzensfreudigkeit unb mit Gottes Hilfe 
noch bies unb das nachhole und beilege. 
In tiefster Ehrfurcht 
Eurer Exzellenz 
ergebenster 
Franz Stelzhamer, 
Inhaber der kais. groß. gold. Medaille 
o. 1t- C. 1QeA für Wissenschaft unb Kunst." 
Linz, 15. Januar 1860. 1 
.r, .h°ben dieses Promemoria seinem vollen Inhalte nach wiedergegeben. Es 
lLe/na Zechendes Dokument zur Biographie des von seinem Lande gefeierten 
S! .f em toa™er Herzenston, sein glänzender Stil zeigt Stelzhamer auch als 
S l l U"ter f den unzähligen Schriftstücken aber, welche der 
Landtag ob ber Enns feit mehr als bret Jahrzehnten zu beraten hatte, war wohl 
tZLT f° dichterischen Schwünge. Seine Berebsamkeit hat auch ben 
Ehrensolb errungen, Franz Stelzhamer feinen „König" gefunben. 
SiR$ Dr. Ferdinand Krackvwizer.
	        
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