Volltext: Innviertler Heimatkalender 1912 (1912)

Joh, Petcr Schwanthaler, Bcwcinuug Christi. 
(Sammlung Seyrl auf Starhemberg.) 
Der Sturm brauste um das steine Haus und fegte die dichtfallenden Schnee¬ 
flocken vor sich her; bis zur halben Höhe der Mauer hatte er schon zu öftern Malen 
eine Lehne aufgeschichtet gehabt und es schien, als wolle er alles bis zum Schlot 
hinauf verwehen unb begraben, dann fuhr er plötzlich um die Ecke herum und zer- 
wirbelte unb zerstäubte wieder, was er aufgebaut. 
In ber einzigen Stube ber Hütte saß ein junges Paar unb ein altes Weib 
um ben Tisch unb verzehrten ihr kärgliches Abendmahl, Sauermilchsuppe, in welche 
Brot geschnitten war; sie löffelten selbe aus einer Schüssel. Drei Personen in dem 
engen Raume mit den feuchten Wänden, den kleinen erblindeten Fenstern und der 
dumpfigen Luft, unb bas Aussehen des jungen Weibes zeigte, daß ein viertes Wesen 
sich balb einstellen werbe, bie Not mit ben brei anberti zu teilen. 
Die Beiben Weiber hatten gestritten, bas junge legte mit hochgerötetem Gesichte 
ben Löffel weg, währenb bas alte ben feinen nochmals in die Schüssel führte und 
mit der zitternden Hand auf bem Wege zum Munde das Geschöpfte verschüttete. 
Die Junge fuhr mit einem Ausruf bes Unwillens zurück. 
„Jetzt wirbs schon unguftig mit Dir z' essen, Mutter," sagte ber junge Mann. 
Nun legte auch bie Alte ben Löffel hin und begann an ihrer Schürze zu 
glätten; nach einer Weile sagte sie leise: „Wenn ich euch zur Last fall, brauchts 
mer's nur mit ein'm Wort merken zu lassen, so möcht' ich nimmer verbleib'n."
	        
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