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die Länge unterirdischer Gänge — wenn nicht mit dem Maßstab gemessen — gewöhnlich
überschätzt wird.
4. Erdstall in Burgftall, Gemeinde Mehrnbach. Unweit der Haltestelle Mehrn-
bach befindet sich auf einer gegen die Bahn zu ziemlich steil abfallenden Höhe das
Bauerngut „Burgstall". Nahe diesem Gute ließ der Besitzer im Frühjahr 1904 einen
sehr flachen Hügel ebnen. Beim Abgraben des lehmigen Grundes stieß man auf
einen Gang. Ein lotrechter Schacht führte in einen tiefer liegenden Gang, deffen
Wände und Decke unregelmäßig gebaut waren. Vom untersten Gange konnte man
in eine Kammer mit etwas geneigtem Boden gelangen. Letztere Kammer zeigte besonders
sorgfältige Arbeit. Der oberste Gang mündete in eine rechtwinkelig abzweigende
Fortsetzung, die jedoch vorzeiten eingestürzt ist oder absichtlich verschüttet wurde.
Zwei Meter von dieser Stelle weg in der Richtung des verschütteten Ganges stieß
man auf sehr zermürbte Ziegeltrümmer.
Der ganze Erdstall war, abgesehen von dem einen verschütteten Teil, sehr gut
erhalten.
Während in den früher beschriebenen Hauslöchern keine Funde gemacht wurden,
entdeckte man im Bnrgstaller Erdstall einen großen henkellosen, irdenen Topf, den
ich — nach Vergleichung mit Töpfen in verschiedenen Museen — als römisches
Erzeugnis erkannte. Beim Aufgraben des Erdstalles wurde zwar der Topf stark
beschädigt, doch rettete ihn Herr Oberlehrer H e h e n w a r t e r in Mehrnbach vor dem
Untergange. Im Herbste 1907 kam das Gefäß in das Museum nach Linz und
wurde in der römischen Abteilung ausgestellt. Es wurde als römische Aschen¬
urne bestimmt. Die Außenmaße der Urne sind: Höhe 35 Zentimeter, Durchmesser
der Mündung 28 Zentimeter, der größten Ausbauchung 32 Zentimeter unO des
Bodenteiles 16 Zentimeter.
Sämtliche bisher aufgezählte Erdställe wurden von mir untersucht und gezeichnet.
Sie sind jetzt ganz oder teilweise zerstört oder zugeschüttet.
§. Erdstall in Cauterbacb, Gemeinde Lohusburg. Im Jänner 1872 entdeckte
man auf einem Bauerngut („Sepp z' Lauterbach") beim Vertiefen der Retzgrube
ein Hausloch. Herr Andreas Bader, der damalige Besitzer des Gehöftes hat mir
folgende Beschreibung des Hauslochs gemacht: „die Höhle war rund, etwas über
einen Meter hoch, besaß zwei schmale, ungefähr einen Meter tiefe Nischen und einen
engen, vielleicht vier Meter langen Zugang, in den man nur kriechend gelangen
konnte. Die Aushöhlungen waren sehr hübsch gemacht." Die angegebenen beiläufigen
Maße stimmen mit den in den vorgenannten Erdställen beobachteten gut überein.
6. Ungefähr um dieselbe Zeit wurde auch ein Erdstall Mim „Eihäupl"
Gemeinde Waldzell, entdeckt. Der Gang sührte gegen Norst-Weft.
7. Jfltdm Erdställe. Der nun verstorbene Vizepräsident des Linzer Museums
Josef Straberger schrieb mir am 28. März 1898, daß er in Migelsbach bei
Aspach einen Erdstall besichtigt und diesen auch beschrieben hat. Näheres ist mir
hierüber nicht bekannt.
Herr Schulleiter Dworschak, Eitzing, teilte mir unter 31. März d. I. mit,
daß vor mehreren Jahren beim Ausheben einer Mergelgrube im Hofbauern gute
zu Eitzing ein Gang entdeckt wurde, in dem man zuerst in gebückter Stellung,
dann aber nur kriechend vordringen konnte. Der Gang hat spitzbogenförmigen Durch¬
schnitt, die Sandrände lassen noch die von einem kleinen Handspaten herrührenden
Spatenstiche deutlich erkennen. Am Beginne des Ganges war eine im oberen Teile
rauchgeschwärzte Nische zu sehen." Das Ende des Ganges war durch Schutt abgesperrt.