Erdställe oder Hauslöcher.
In dem weiten Gebiete von der Leitha bis nach Elsaß kommen künstliche Höhlen
vor, die man „Erdställe" oder „Hauslöcher" nennt. Manche davon mögen
in früheren Zeiten entdeckt und zerstört worden sein, ohne daß hievon Kunde auf uns
gekommen ist, und manche dieser Höhlen werden auch in der jetzigen Zeit noch dasselbe
Schicksal haben.
Im nachstehenden sind Erställe beschrieben, die sich sämtlich am Nordrande
des Kobernauserwaldes vorfanden.
1. Erdftall in Oberdorf, Gemeinde Mettmach. Wenige Schritte westlich von
Oberdorf befindet sich ein flacher Hügel, der gegenwärtig der Mergelgewinnung
wegen abgegraben wird. Im März 1898 entdeckte man beim Mergelgraben den
Erdstall. Die erste Kammer wurde teilweise durch die Arbeiter zerstört. Deutliche
Spuren ließen erkennen, daß der Zugang zu dieser Kammer von oben her durch
einen senkrechten runden Schacht, dessen Mündung ein Meter oberhalb des Bodens
der Höhle war, erfolgte. Vom hinteren, fehr niederen Teil der Kammer führte eine
36 Zentimeter lange lotrechte Röhre in einen Gang mit einer Lampennifche uni)
zwei einander gegenüberstehenden Sitznischen. Durch einen 50 Zentimeter langen nach
auswärts führenden Schacht am nördlichen Ende des Ganges gelangte man in die
letzte Kammer.
Oberhalb des Erdstalles lagerte eine zwei Meter dicke Erdschichte, in der sich
keinerlei Spuren von Gängen und Kammern befanden, obwohl von dorther ein
Zugang zum Erdstall vorhanden gewesen sein mußte. Er ist also bis auf die oben
erwähnte Spur in früheren Zeiten verschüttet worden.
Dieser Erdstall ist deshalb sehr merkwürdig, weil er in allen seinen Teilen
sauber und sorgfältig und außerordentlich regelmäßig gebaut wurde. Der Gang zeigt
an beiden Enden unterhalb der Löcher mäßige Ausbauchungen, die offenbar nur zur
Erleichterung der Arbeit — der Erbauer mußte in Hockstellung arbeiten — dienten.
Sämtliche Decken sind im Rundbogen ausgearbeitet.
2. erartälk in Schratteuvruck bei Eobnsburg. Ende Oktober 1899 brach
em Pferd des „Michlmanns" plötzlich mit den Hinterfüßen im Gruude eines Baum-
ein. Man fah ein Loch, welches sich drei Dezimeter unterhalb der Gras¬
fläche zu einer Höhle erweiterte. Die Höhle zeigte gegen Süden und gegen Osten je
eme Sltznische. Ueber beide Nischen wölbten sich flache Rundbogen. Das Gewölbe
?r glichen Mische wurde gegen rückwärts fpitzbogig und durch eine senkrechte Wand
abgeschlossen.
Ausnahme der östlichen Nische machte die ganze Höhle den Eindruck der
Unfertigkeit, war auch mit lockerem Mergel übermäßig angefüllt. Durch den Einsturz
der Decke allein konnten diese Erdmassen nicht in die Höhle gelangen. Es schien
vielmehr, als ob der Erbauer des Erdstalles aus irgend einem Grunde die beim
Ausgraben erhaltene Erde nicht völlig entfernte.