Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

Sranz Stelzhamer in Salzburg. 
Persönliche Erinnerung von fiofrat Professor Dr. ’Jerd. Lenlner. 
^jn Alt-Salzburg, noch umgeben von Stadttoren, Festungswällen und Gräben, gab 
es nicht wenige behagliche und gemütliche Gastwirtschaften, wo es sich gut und 
billig leben ließ. Der Wirt war der Hausvater, die Wirtin schaltete und waltete in 
der Küche zur Zufriedenheit der Besucher, welche Gäste in des Wortes freundlichster 
Bedeutung waren. Allerdings bezahlten sie ihre Zeche so gut wie heutzutage; es war 
das aber nicht, wie das später so wurde, ein Verhältnis der Kundschaft zum Geschäfts¬ 
mann, sondern eine Art Häuslichkeit, besonders für solche, die auf das Gasthauslebeu 
Angewiesen waren. Wer eintrat, gehörte zur Tafelrunde und konnte ohne viel Umstände 
an der geselligen Unterhaltung teilnehmen, wenn er wollte. Zn den beliebtesten und 
besuchtesten bürgerlichen Gasthäusern zählten in den Fünfzigerjahren des vorigen Jahr¬ 
hunderts der „Rote Krebs" am Mirabellplatz, Ecke der Lorettogaffe, der Hofwirt 
mit dem Schilde „Zum Regenbogen", Dreifaltigkeitsgasse (jetzt Römischer Kaiser), 
das bevorzugte Einkehrwirtshaus der Innviertler, und die „Goldene Krone" in der 
Metreidegasse gegenüber von Mozarts Geburtshaus. 
War das immer für uns Knaben ein Freudentag, wenn der Vater die Nachricht 
brachte: „Der Stelzhamer ist wieder da." Einmal, weil uns der Genuß in Aussicht 
stand, einer Vorlesung des oberösterreichischen Vortragskünstlers im alten Salzburger 
Musentempel auf dem Hauuibalplatz (jetzt Makartplatz) anwohnen zu dürfen, aber 
such deshalb, weil uns der grundgütige Studiengenosse des Vaters zum „Roten 
Krebs" mitnahm und. dort mit Krennwürsteln bewirtete. War doch der Franz von 
Piesenham ein warmer Studentenfreund, der sich nicht nur in den Kinderwagen, 
sondern auch in die Kinderseele hineinzudenken wußte, weshalb er auch keine Gelegen¬ 
heit vorübergehen ließ, um uns gute Lehren in abwechselnder Mischung von Ernst 
und Scherz zu erteilen. Weniger erb ant von Stelzhamers jedesmaligem Erscheinen in 
Salzburg war unsere Mutter. Sie konnte es ihm nicht vergessen, daß er ihr einmal 
ols Gast die schönen Vorhänge des Paradezimmers in der Amtswohnung des Vaters 
in der Pagerie durch qualmenden Tabakrauch verunziert und in die Seidendecke des 
Gastbettes ein Loch gebrannt hatte. „Nimm ihm ein Quartier beim Hofwirt", bat 
die gütige, aber im Punkte der Sauberkeit strenge Frau. „Aber ins Haus bring' 
ihn mir nicht mehr." Dem Stelzhamer war das Freiquartier beim Regenbogen auch 
nicht unlieb, und wofern um diese Zeit dort ein anderer Schulkamerad, der mit ihm 
die philosophischen Kurse an der Salzburger Studienanstalt absolviert Hatte, der 
Oberstabsarzt Doktor Meingasser, ein Eberschwauger, seinen jährlichen Urlaub zu¬ 
brachte, sogar erwünscht. Denn dann durste der Dichter sich auch um die Verköstigung 
nicht kümmern. Meingasser stand in militärärztlichen Kreisen in hohem Ansehen, da 
n im italienischen Feldzuge des Jahres 1848 ein Mittel gegen die ägyptische Augen- 
krankheit mit bestem Erfolge angewendet Hatte. Er war unvermählt, wohlhabend, frei¬ 
gebig, eine durch und durch vornehme Natur. Ueberhaupt war damals aufrichtige Freund¬ 
schaft und Herzlichkeit unter ehemaligen Studieugenofsen, besonders unter Landsleuten, 
gcutg und gebe und diese Zuneigung gewann mit den Jahren an Wärme und Herzlichkeit. 
B*
	        
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