Volltext: Innviertler Heimatkalender 1911 (1911)

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Wie Seelenstärke, frommer Sinn und Frohgemüt sich zeigen, 
In Lust und Schmerz des Liedes Minn', die Sprache, die uns eigen, 
Und was dem Kinde lieb und traut, und was den Stamm gesundet: 
Mit großer Liebe ist's geschaut, mit Treuen sei's bekundet. "^) 
Auf eine Förderung unserer Sache dürfen wir noch hoffen, wenn der Antrag, 
den Abgeordneter Dechant Lang im Volkshanse gestellt hat, Verwirklichung finden 
wird: die Gründung einer Zentralstelle für ländliche Heimat- unb 
Wohlfahrtspflege. Hat diese auch zunächst sozialen Charakter, so werden Schutz 
und Kenntnis der Heimat hiebei immer eine wichtige Rolle spielen. 
Ried. * Dr. Franz Berger. 
Unsere Monatsbilder. 
So du nun, lieber Leser, bis hieher gelesen hast, was wir bir erzählten von 
unsern Vätern unb Vorvätern, will ich bir noch etwas zeigen, worauf bu vielleicht 
bis jetzt gar nicht geachtet hast. Ober hast bu bir schon unsere Monatsbilber ange¬ 
sehen ? Sie haben etwas ganz Besonberes! Ist bas nicht ba hatten — gleich beim 
ersten Monate bes neuen Jahres — Osternberg, aus bent ber Schnee lastet? 
Unb auf bent Silbe bes Monates März: bas ist boch bie Wippenhamer Kirche, 
nicht ? Schon ackert man; bas Eis ist weg; die Flöße kommen wieber ben Inn 
herunter geschwommen. Dann kommt ber Mai! Mit Blüten stnb bie Bäume bestreut, 
aus betn Osternberger Weihet rubert Frau Gaus mit ihren Allerjüngsten! Erkennst 
bu bie ehemalige Mittermühle? Immer höher steigt ber Sommer, bie Sonne 
erreicht ihren höchsten Staub unb wendet schon ihren Sauf. Wir halten an bett 
alten Brauchen unb züttbett Sonnwendsener an; Burschen unb Mäbchen springen 
Über die Glut. Auch die Ostermieth ittger. Siehst ja ihre Kirche bort hinten 
burch ben Rauch. — Frucht unb Reife ist auf ben Feldern. In bie breiten Scheuern 
Osternbergs fährt matt hohe Fttber Heu ein; bet Wagenbauer hat schon Kornmanbeln 
auf betn gelbe unb in Gilgenberg stnb mit betn September bie Aepfel reif 
geworben. — Unb ba haben wir auch schon Oktober. Das Laub färbt sich bunt. 
Das stnb bie schönen Tage, bie alles vergolden. Freundlich und ruhig gucken bie 
Häuser ber oberen Hofmark in Ranshofen ans ben bunten Bäumen, Herbstwolken 
ziehen burch bie Luft. — Unb bann wirbs stiller ttttb ernster. Man geht ans bie 
Friebhöse ttttb gebenkt ber Toten. Auch wir sind nach Rattshof ett gegangen unb 
sehen hinaus über bie Mauer, über bie breiten Felber, bie jetzt auch erstorben finb. 
Aber weg mit ben traurigen Gebanken: Herr Dezember steht vor ber Tür. Laßt 
ihn herein! Denn er bringt Schnee mit, bringt ben St. Nikolo mit, bringt Weih¬ 
nachten mit. Weihnachten! Stapf, Stapf höre ich schon St. Nikolaus unb den 
Krampus durch die Häuser von Ranshofen tappen; die kleinen Fenster sind erhellt 
und grüßen traulich durch den Abend. 
Ich sagte, unsere Bilder hätten was Besonderes. Hast dns jetzt gesehen? Sie 
zeigen dir nicht nur, wie das Jahr sich ändert, was die einzelnen Monate auszeichnet, 
was der Himmel tut unb ber Wittb uttb bie Wolken; sondern sie zeigen, wie unsere 
Heimat aussieht zu all ben Zeiten. Sie erzählen nicht nur, sie singen ein Sieb 
zum Preise unserer Heimat, ein Sied der Siebe zum gesegneten Jnnviertel. Wir 
schulden unserem treuen Hugo von Pr een großen Dank! G. 
l) H. Bauernfeind, Aus dem Volksleben. Regensburg 1910.
	        
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