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Ueber die Entwicklung des Obstbaues
im Innviertel.
Schon zur Zeit um Christi Geburt gab es in unserem Lande Obstkulturen.
Während die Römer für die Bereitung von scharfem Essig „Holzäpfel" aus den
mitteleuropäischen Wäldern bezogen, brachten sie ihre edleren Apfelsorten zu uns,
um sie den Holzäpfelbäumen aufzupfropfen.
Der bayrische Einwanderer (um 500 nach Christus) war durch seine Stammes¬
gesetze zum Schutze der Kulturen verpflichtet; Diebstähle und boshafte Beschädigungen
an Bäumen machten straffällig. Aepfel- und Birnbäume brachten schon damals
Abwechslung in die Landwirtschaft und der Landmann trank seinen Most (cider).
Gar manche Ortsnamen wie Weinberg, Weinleiten, Weintal weisen auf eine früh¬
zeitige Pflege der Rebe hin. Einen besonderen Anteil hieran hatten selbstverständlich
die klösterlichen Niederlassungen.
Einen wohltätigen Einfluß übte das überallhin verstreute Königsgut aus,
dessen Bewirtschaftung Karl der Große (um 800) sich besonders angelegen sein ließ.
In seinen Hofordnungen gab er auch Vorschriften über die Gartenkultur. In den
Gärten bei den königlichen Höfen sollten folgende Obstbäume gezogen werden: Pflaumen,
Mispeln, Birnen, Pfirsiche, Quitten, Feigen, Nüsse, Kirschen, Aepfel und andere.
Es wurden Baumschulen angelegt, Vorschriften über den Betrieb des Obstbaues
erlaffen und ihre Durchführung strenge überwacht. Für den Obstbau führten alle
diese Maßnahmen eine Blütezeit herauf. Unser Landstrich am Inn nahm vollen
Anteil daran. Denn königliche Höfe waren zu Raushofen (Pfalz), Mining, Mattig-
hofen und Ostermiethiug.
Im Mittelalter empfing der Obstbau viele Anregungen aus Italien. Die
Bewohner der Stifte standen in regem Wechselverkehr mit dem gartenreichen Italien ;
neue edle Sorten kamen durch sie in unsere heimatlichen Gärten. Dann war mit
jeder Burg außerhalb der Ringmauer ein „Baumgatten" verbunden. „Während der
Kreuzzüge waren Obstarten, Rebsorten, Blumen und die Kunst und Lust, schöne
Gärten anzulegen, mit den rückkehrenden Kriegern und Pilgern ins Abendland
gekommen. Die Ueberlieferungen des Mittelalters aller Art sind voll poetischer Be¬
schreibungen der Gärten und wir haben Dichterstellen genug, welche uns das fröhliche
Treiben im Garten schildern." (Cori.)
Bei jedem Bauernhause war ein Baumgarten und die herzoglichen Güter¬
verzeichnisse führen genau an, wie viele „nutzbare" Bäume zu einem Gute gehörten.
Wie es mit den Obstbäumeu an der Grenze von zwei Besitzungen oder an Wegen
zu halten sei, berichtet uns ein Ehaft (rechtliches Herkommen) von Wildshut.
Die gepelzten Obstbäume haben die Freiheit, daß der, dem er gehört und der
ihn gepelzt hat, am selben Stamm mag bis in den Gipfel hinaufsteigen und was