Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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und rief Gott zum Zeugen an, wenn er sein Bruder sei, so solle sein 
Schimmel den rechten Fuß aufheben und sich vor ihm verneigen, was 
auch sofort geschah. Hieraus versöhnten sich die beiden Brüder. 
Eine ganz ähnliche Sage erzählt Heinrich von der Mattig („Warte 
am Inn" 1868) ans Munderfiug. Sie knüpft sich an die Steiusäule bei 
Wiesing (Ortschaft Oberweinberg bei Mundersing), wo die Grenze der 
Besitzungen von Mauerkirchen und Spreizenberg war. Auch sie erzählt 
von einer Schlacht bei Burgkirchen. 
Das Gemeinsame dieser Sagen liegt in der Begegnungs- und Er¬ 
kennungsszene sowie in dem Erwähnen einer Schlacht bei Bnrgkirchen. 
Die Sagen in Verbindung mit den Reiterstatuen drängen uns zur An¬ 
nahme, daß ein hervorragendes geschichtliches Ereignis feine Spuren 
in der Erinnerung der Nachwelt zurückgelassen hat. Wir werden wohl 
daran glauben müssen, daß aus den Feldern von Burgkirchen eine 
Schlacht geschlagen wurde, und ziehen wir die weiteren Umstände in 
Betracht, so kann es nur eilte Ungarnschlacht gewesen fein. Wohl nennt 
uns die Geschichte keinen Schlachtenort aus unserer Gegend; bet der 
Dürftigkeit und Ungenauigkeit der Quellen damaliger Zeit ist dieses 
Fehlen leicht erklärlich. Daß die Ungarn das Mattigtal heimsuchten, 
steht außer Zweifel. _r , „ 
Wenn wir nun die Person des Ungarnbesiegers ms Auge fassen, 
so kann Kaiser Heinrich I. überhaupt nicht in Frage kommen, dafür 
aber Heinrichs I. Sohn, Herzog Heinrich in Bayern, der nach dem am 
23. November 947 verstorbenen Herzog Berchthold als Herzog nach 
Bayern kam und gleich nach feinem Regierungsantritte mit den Un¬ 
garn in Kämpfe verwickelt war. ^ c AAA . , 
Die Ungarnnot in Bayern begann mit dem Jahre 900, doch 
dürfte unsere Gegend hiebei noch nicht so sehr gelitten haben, wenn¬ 
gleich unterm-17. Juni 907 König Ludwig dem Bischöfe Burkhard 
von Passau zum Ersätze des Schadens, der ihm durch die Ungarn zu- 
qefiiqt wurde, den Besitz von Otting bestätigte. Ein schlimmer Wende¬ 
punkt trat ein mit dem 5. Juli 907, an welchem Tage an einem nicht 
näher bezeichneten Orte „im Osten" die bayrische Streitmacht vernichtet 
wurde unb Markgraf Lintpold sowie viele geistliche Würdenträger und 
zahlreiche Grasen aus ber Walstatt blieben. 
Nach biefer Nieberlage konnten die Ungarn Bayern ungehindert 
heimsuchen. Erst das Jahr 913 brachte den Deutschen den ersten nach¬ 
haltigen Erfolg. Herzog Arnulf vereinigte seine Streitmacht mit der 
seiner Oheime, erreichte den heimkehrenden Feinb am Inn unb brachte 
ihm eine entscheibenbe Nieberlage bei. 
926 sinben wir bie Ungarn wiebet vertoüftenb in Bayern, ohne 
daß von einer Schlacht überhaupt oder von einer, die sich unseren Ver¬ 
hältnissen anpassen ließe, die Rede ist. 
Unter Herzog Berchthold wurde unser Land wieder von ihnen 
heimgesucht. Wir wissen, daß er den Ungarn am /2. August, wahr¬ 
scheinlich 943, zwischen Wels und Borchdorf die furchtbarste Ntedet-
	        
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