Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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folgende Aufschrift: ,Als man zählte vor Christi unseres Heilandes Ge¬ 
burt 948 Jahr, hat sich der allerdurchlauchtigste und hochgeborne 
fromme christliche Fürst Köuig Heinrich, Pfalzgras bei Rhein, von Bayern 
und Sachsen Herzog, gegen Mauerkirchen, unser lieben Frauen Gottes¬ 
haus, so verlobt und die Königin des Himmels, die Jungfrau Maria, 
angerufen, ihm Sieg von ihrem Kinde Christo zu erwerben, wider die 
ungläubigen Hunvs, Bulgaros, Wallachos, die mit ihrer Macht, auch 
Unglaube» die deutsche Nation fast beschädigt und verheert Hutten. Auf 
dessen mächtigste Vorbittnng gänzlich vertrauend, hat er die Feinde 
tapfer angegriffen und durch augenscheinliche Hilfe alle diese Völker 
glorreich überwunden. Auf welches sich (der) gemeldet fromme christ¬ 
liche König, wie er in Streit wider die Ungläubigen gekämpfet, so in 
Erz gießen lassen, und sein Bildnis anher zur ewigen Gedächtnus des 
erhaltenen Sieges verehrt hat. 948?" 
Mit dieseu Votivstatuen steht im Zusammenhange das Bild an 
der Decke der Kirche. Vor Maria kniet ein bejahrter Mann in ritter¬ 
licher Kleidung, zu seinen Füßen eine Königskrone, in der Hand den 
Feldherrnstab gegen eine vor ihm abgebildete wilde Reiterschlacht ge¬ 
richtet, an seiner Seite ein Page mit einem Reitpferd. 
Tettinek sieht in dem Fürsten König Heinrich I. (f 936) und meint, 
daß in der Jahreszahl 948 ein Fehler unterlaufen sei. 
Schon einige Jahre früher hatte dagegen Aug. Gruber, Notar in 
Mauerkirchen, in feinern Aussätze in der „Warte am Inn" 1861 das 
Richtige getroffen, wenn er an die Stelle König Heinrichs dessen Sohn, 
den Herzog Heinrich (947 bis 955), setzt. 
Auch in die Geschichtsliteratur haben bie beiden Reiterstatuen Ein¬ 
gang gefunden, wobei bie meisten Forscher von ber Chronik Aventins 
beeinflußt würben. 
Gruber wie Tettinek richteten ihr Augenmerk nur auf bie in ber 
Kirche zu Mauerkirchen aufgestellten Statuen unb es entging ihnen 
etwas sehr Wesentliches. Die beiben Reiterfiguren finben sich auch in 
der sogenannten Maierkapelle bei Burgkircheu auf Holz gemalt. Ur¬ 
sprünglich staub an bieser Stelle ein hohes Kreuz. Links unb rechts 
davon war je ein kleines. Am mittleren war bie Tafel angebracht. Die 
Stelle hieß allgemein „beim hohen Kreuz". An bieses Biib knüpft sich 
mm fotgenbe Sage: 
Der erste Reiter mit dem Schimmel hieß Ratbot von Anbechs 
unb war in Mauerkirchen ansässig, ber zweite mit bem Rappen war 
ein Bruder desselben, aber immer auf Kriegsabenteuer aus. Es geschah 
nun, baß bie beiben, ohne sich zu kennen, in ber Gegend des hohen 
Kreuzes mit ihrem Gefolge feinblich aufeinanderstießen und eine über¬ 
aus blutige Schlacht lieferten, so baß nach alter Sage bas Blut ber 
Gefallenen „den Zaungattern" auf- und zuriß. Als sich am Eube der 
blutigen Schlacht bie Brüder zum Zweikampfe gegenüberstanden, soll 
Ratbot seinen verschollenen Bruder erkannt und ihm die Hand zur 
Versöhnung gereicht haben. Der Bruder wollte aber bavoit nichts wissen
	        
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