Volltext: Innviertler Heimatkalender 1910 (1910)

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folgende Namensordnung viel besser: Man setzt nach dem Rufnamen, 
den ich in folgenden Beispielen gesperrt drucken lassen will, den Namen 
des Vaters, allenfalls auch den des Großvaters. 
Urgroßvater: Johann Müller. 
Großvater: Gottfried Johann Müller. 
Vater: Wolfgang Gottfried Johann Müller. 
Sohn: Gerhard Wolfgang Gottfried Müller. 
Enkel: Albuin Gerhard Wolfgang Müller. 
Aus einer solchen Namengebung ersieht man zugleich auch die Art 
der Verwandtschaft, vorausgesetzt, daß diese Namenordnung wie ein Ge¬ 
setz in der Familie gehalten wird. Nehmen wir an, Albuin Müller 
(so schreibt er gewöhnlich) findet, daß sein Name zu gebräuchlich sei. 
So wird er in Zukunft ganz einfach Albuin Gerhard Müller schrei¬ 
ben; hiezu ist er berechtigt, denn seine Eltern haben in feinen Tauf¬ 
schein deutlich und klar die Namen Albuin Gerhard Wolfgang Müller 
schreiben lassen. Setzen wir den Fall, Albuin Müller habe einen ent¬ 
fernten Verwandten Namens Albert Hermann Gottfried Müller, so 
weiß er schon aus dem Namen den Grad der Verwandtschaft. Auch 
Albuins Vater führt als dritten Namen Gottfried; es müssen also 
dieser Verwandte Albert und Albuins Vater Gerhard den gleichen 
Großvater gehabt haben. 
Eine weitere Unsitte ist die, daß oft zwei Kinder in derselben Fa¬ 
milie den gleichen Rufnamen haben. Das erste Kind dieses Namens ist 
in solchen Fällen freilich gewöhnlich gestorben und mau hat wohl nur 
aus Liebe und zur Erinnerung an das verstorbene Kind ein später ge¬ 
borenes so genannt. Doch das tote Kind wird dadurch nicht lebendig 
und beide Kinder, das tote und das lebende, haben ein Recht aus einen 
eigenen Namen. 
Johannes, Jakobus, Aaron, Moses, Judith, Esther sind zwar recht 
hübsch klingende Namen. Auch haben sie eine sehr schöne Bedeutung. 
Nur einen Namen will ich erklären: Johannes lautet in seiner 
ursprünglichen Form Jehohanau. Das ist hebräisch und bedeutet: 
„Jehova ist sehr gnädig", der Name ist also gleichsam ein Dankgebet 
der Eltern zu Gott, der ihnen das Kind geschenkt. Gewiß ein sehr 
schöner Name. Doch sind wir Juden, daß wir so viele jüdische Namen 
unter uns dulden? Nein, aber die ersten Heiligen unserer Kirche waren 
Juden. Dann verbreitete sich die Lehre Christi in Griechenland und 
Italien und wir finden eine Menge von Heiligennamen aus den Spra¬ 
chen dieser Gegenden: Alexander, Anton, August, Benedikt, Christian, 
Felix, Florian, Georg, Lorenz, Martin, Sebastian, Valentin — Agnes, 
Barbara, Klara, Margareta, Paulina, Regina, Sabina, Sophie, Ur¬ 
sula. Recht schöne Nanten, wenn ich nur einige erklären dürfte! Doch 
sind wir Griechen, sind wir Römer? Hat es denn keine deutschen Hei¬ 
ligen gegeben? O genug, lieber Leser, einen ganzen Himmel voll und sie 
haben toui%rschöne Namen, Nanten ans unserer Sprache, Namen, die 
wir sogar noch teilweise verstehen.
	        
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