Die Bedeutung der Schlacht bei Limanowa-Lapanów
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Ermollis erschienen zu guter Stunde am Südflügel der nun unter dem
unmittelbaren Befehle Mackensens stehenden deutschen 9. Armee. Sie be¬
währten sich als deren Flügelschutz, zogen starke Russenkräfte auf sich und
deckten Preußisch-Schlesien. In den Tagen, in denen die ersten Staffeln
Böhm-Ermollis nach Schlesien rollten, schrieb Falkenhayn in einer Denk¬
schrift die Sätze nieder: „Das öst.-ung. Heer hat schwer gelitten. Dessen¬
ungeachtet tut die dortige Heeresleitung alles, um die Operationen in
bundesfreundlichem Sinne zu leiten. Sie hat drei Armeen auf das linke
Weichselufer gezogen und in Galizien nur schwache Kräfte belassen. Es
kommt das einer Aufopferung gleich.. i)."
Im gleichen Sinne wie die 2. Armee nördlich von Czenstochau wirkten
die 4. und die 1. Armee in der zweiten Hälfte November nördlich von
Krakau. Sie fesselten erhebliche feindliche Kräfte. Mehr zu erreichen
war den ausgebluteten Divisionen mit ihrer munitionsarmen Artillerie
freilich versagt — trotz der Aufopferung des einzelnen Kämpfers. Ge¬
fangene Russenoffiziere haben damals den alpenländischen Regimentern
des XIV. Korps das Zeugnis ausgestellt, daß sie an Todesverachtung selbst
die Japaner überträfen. Dennoch reichten die Kräfte nicht hin, den Feind
zu werfen, ehe sich die Rückenbedrohung durch die nach Westgalizien
vordringenden Russen geltend machte. Nun mußten diese selben Divi¬
sionen, die eben noch an der Szreniawa keuchenden Atems gestürmt hatten
und nur mehr 2000 und 3000 Streiter statt ihrer 15.000 zählten, ihren
Kameraden südlich von Krakau zu Hilfe eilen. Ihnen schloß sich eine
deutsche Reservedivision und Honvéds vom linken Flügel der k. u. k.
3. Armee an. So wurde Limanowa-tapanów geschlagen.
Auf russischer Seite fochten, das XXIV. Korps nicht eingerechnet,
nach den uns erreichbaren Quellen 11 bis 13 Infanterie-und 4 ReiterdiVi¬
sionen — bei Annahme halber Sollstärken und ohne Einrechnung etwaiger
während der Schlacht eingelangter Ersätze: 110.000 bis 120.000 Feuer¬
gewehre. Von der 4. und der 3. Armee des öst.-ung. Heeres wurden all¬
gemach 13 Infanterie- und 4 Kavalleriedivisionen eingesetzt (bei jenen
die selbständigen Brigaden mitinbegriffen) ; das wären 90.000 Feuerge¬
wehre, von denen 10.000 (der linke Flügel der 3. Armee) erst am 12. De¬
zember auf der Walstatt wirksam wurden. Somit ergibt sich ein Kräfte¬
verhältnis 7:11 oder 7:12, also eine Übermacht der Russen um zwei
Drittel des öst.-ung. Kraftaufgebotes. Leider reichen die vorhandenen
Daten nicht aus, eine ähnliche Statistik über die Verluste aufzustellen.
In taktischer Hinsicht bot der Verlauf der Schlacht ein Bild außer-
1) Freytag-Loringhoven, Menschen und Dinge, 248 f.
I 2. Aufl.
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