Kurze Ruhepause bei der 6. Armee
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völliger Umschwung durch die 5. Armee zu erhoffen. Die Eindrücke, die
GM. Böltz bei seinen vormittägigen Rücksprachen mit den Generalstabs¬
chefs gewann, waren freilich recht niederschlagend. Das XVI. Korps klagte
nicht nur über die geringen Streiterstände, sondern auch über die völlige
Erschöpfung und Erschütterung der Nerven der Truppen. Beim XV. Korps
hatten die Bataillone durchschnittlich nur 200 Mann in der Front, das
XIII. Korps sah den bald notwendigen Rückzug hinter die Kolubara vor¬
aus. GM. Gerabek betonte, daß die 5. Armee von der Überzeugung durch¬
drungen sei, bei ihr und besonders beim Komb. Korps liege die Entschei¬
dung, es geschehe auch das Menschenmögliche; doch seien die Truppen
derartig ermüdet, daß sie selbst ohne Kampf nur mühsam vorwärtskämen.
GM. Böltz hielt deshalb schon den 7. für den Tag, der über die
Fortsetzung oder das Abbrechen der Schlacht entscheiden sollte, was er
von den Erfolgen der 5. Armee, besonders aber von denen des VIII. Korps,
abhängig machte. FZM. Potiorek erblickte hingegen in den Ereignissen
beim XIII. Korps das entscheidungsauslösende Moment. Daher erging am
frühen Nachmittag die Weisung an das XV. und das XVI. Korps, die
Kolubara unbedingt zu halten, an das XIII. Korps, mit der Hauptkraft
solange als irgend möglich im engen Anschluß an das VIII. Korps öst¬
lich der Kolubara zu bleiben. „Vom Ausharren des XIII. Korps hängt
das Endresultat ab!"
Dem Gdl. Appel wäre es also freigestanden, auch die 48. ID. und
die 40. HID. über die Kolubara zurückzubefehlen. Er hatte ihren Ufer¬
wechsel früh schon selbst angeordnet, den Befehl um lh nachm. aber
widerrufen, als das XVI. Korps mitteilte, daß der Feind nicht nachdränge.
Da die Verfolger nachmittags auch vom XV. Korps allmählich abgelassen
hatten, wurde an dem Entschlüsse, mit den zwei Divisionen noch stehen¬
zubleiben, auch nach dem Einlangen der Armeedisposition festgehalten, um
die wichtige Bahn zu decken und dem XIII. Korps das vom BOK. so hoch
veranschlagte Ausharren auf dem rechten Kolubaraufer zu erleichtern.
Für das XIII. Korps war der bisherige Rückzug des XV. Korps ohne¬
hin schon verhängnisvoll geworden. Immer näher schob sich die nord¬
wärts drückende DrinD.II an die Kremenica heran. Ihr schloß sich der Süd¬
flügel der MorD.I an, deren Mitte nachmittags diese Flankenbedrohung
zu einem neuerlichen vergeblichen Sturm auf die vielumstrittene Höhe
ausnützte. Inzwischen traf das XIII. Korps alle Vorbereitungen zu neuer
Stellungnahme vor Lazarevac in der Linie Zupanjac—Burovo. So hatten
es die Serben nur mit einer Nachhut zu tun, als sie endlich um Mitter¬
nacht die Kremenica eroberten.