Kämpfe an der Straße Rogatica—Visegrad
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Verfolgung bis an die Drina
(22. bis 30. Oktober)
Zur größtenüberraschung der am Westflügel des XVI. Korps kämpfen¬
den Truppen war am Morgen des 22. Oktober weit und breit kein Feind
zu sehen. Unverzüglich nahm man die Verfolgung auf, die aber durch
das an diesem Tage wieder eingetretene schwere Regenwetter sehr be-
hiridert wurde. Bis zum Abend zogen nur vorausgesandte Reiterpatrouillen
in Rogatica ein. Vor dem Ostflügel des XVI. Korps hielt die SumD.II
unerschütterlich stand. Gen. Aracic hatte sich inzwischen angesichts des
völligen Versagens der Montenegriner entschlossen, in der Nacht zum
23. den Rückzug hinter die Drina anzutreten, wozu die serbische Heeres¬
leitung ihre Zustimmung gab1). Das XVI. Korps konnte demnach am
23. auch mit dem Ostflügel verfolgen. Ernsteren Widerstand fanden die
5. und die 8. GbBrig. bei den Höhen Mednik undTmor; doch auch diese
Nachhut wurde bald geworfen. Von der 50. ID. erreichten die 3. GbBrig.
die Gegend westlich von Hadrovici an der Straße nach Megjegja, die
15.GbBrig. Rogatica, wo auch das Detachement Obstlt. Heider einrückte.
Während die serbische Armeegruppe Uzice am 23. ihren Rückzug
abschnittsweise ohne Schwierigkeit durchführte und die Montenegriner,
gedeckt durch das auf dem Jabukasattel Stellung nehmende Drina-
Detachement, Gorazde und den dortigen Höhen südlich von der Drina
zustrebten, befahl König Nikola dem Serdar Vukotic die Umkehr, damit
er zum mindesten den wasserscheidenden Rücken südlich der unteren
Praca halte. Als dies dem SOK. bekannt wurde, wies es den Gen. Aració
an, sich in der Linie Staribrod—Limmündung zur zähesten Verteidigung
einzurichten. In der Folge sollten er und die Montenegriner durch ge¬
meinsames aktives Vorgehen den Gegner hindern, sich mit gesamter Kraft
auf eine der beiden Gruppen zu werfen2).
So kam es am 24. Oktober nochmals zum Kampf. Die um 9h vorm.
auf der Straße und nördlich davon an die serbische Stellung anrennende
südliche Kolonne der 8. GbBrig. kam in arge Bedrängnis. Auch die um
10h eingreifende nördliche Kolonne der 3. GbBrig. vermochte in das hin
und her schwankende Waldgefecht keinen Umschwung zu bringen. Erst
als um 3h nachm. das Tiroler LstlR. Nr. I aus seiner Reservestellung zu
Hilfe eilte, wurde das Gleichgewicht hergestellt. Die südliche Kolonne der
1) Serb. Gstb. W., III, 121.
2) Ebenda, III, 128.