Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Die kriegerischen Leistungen 
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Die Magyaren verteidigten gegen Serbien ihre Verbindung mit dem 
Meere, gegen Rußland ihre engere Heimat und ihre Machtgeltung gegen¬ 
über den anderen Nationen der Donaumonarchie. Die Kroaten ge¬ 
horchten, alle jugoslawischen Anwandlungen von sich weisend, in über¬ 
lieferter Treue dem Rufe des Kaisers und Königs, und Slowenen und 
Slowaken folgten ihrem Beispiel, wobei sich freilich alle drei die Zuer- 
kennung größerer politischer Selbständigkeit als Lohn für kriegerische 
Leistungen erhofften. Die Polen Galiciens erblickten — mit Ausnahme 
gewisser russenfreundlicher Fraktionen — in einem Siege über Rußland 
die entscheidende Vorbedingung für die Wiedervereinigung ihrer in 
drei Teile zerrissenen Nation. Schon diese Völker bildeten zusammenge¬ 
nommen eine starke Mehrheit in der habsburgischen Völkerfamilie. Die 
slawischen Stämme, die sich unter ihnen befanden, beschwerte für die 
Stunde sogar der sorgenvolle Gedanke noch nicht, daß sie an der Seite 
der Deutschen gegen slawische Brüder fechten sollten. So sehr waren 
ihre Ideale und Zukunftshoffnungen noch mit denen der habsburgischen 
Staatsgemeinschaft verknüpft. 
Am frühesten von allen slawischen Nationen Österreich-Ungarns 
wurden die Tschechen von der Besorgnis bedrückt, in dem eben aus¬ 
gebrochenen Kriege einer fremden, ihren besonderen Daseinswünschen 
sogar feindlichen Sache dienen zu müssen. Aber auch unter ihnen rech¬ 
nete zu Kriegsbeginn mit Ausnahme von einer dünnen intellektuellen 
Schichte niemand mit der Zerstörung des Staates, der wohl noch nicht 
die erwünschten politischen Freiheiten, dafür aber reiches kulturelles 
und wirtschaftliches Gedeihen bot. Bei den Ukrainern Ostgaliziens, den 
Serben Südungarns, Syrmiens und Bosniens und den Italienern der 
Küstenlande und Welschtirols ließ der Irredentismus vom Frieden her 
mehr oder minder zahlreiche, über die Grenze laufende Fäden im ge¬ 
heimen fortbestehen. Zumal in Ostgalizien litt die Armee zu Kriegsbe¬ 
ginn darunter, wenn auch die an sich vollauf begreifliche Erregung der 
Truppen die Dinge erheblich schwärzer sah, als sie es waren. Allerdings 
gab es bei den Ukrainern auch eine regsame schwarzgelbe Partei, die 
— gleich den Polen — ihren guten Willen durch Aufstellung einer 
ukrainischen Legion beweisen wollte. 
Dieser kurze, flüchtige Ausblick auf die Stellung der Völker zum 
Staate in der Stunde der Not zeigt gewiß, daß für das habsburgische 
Völkerreich der Krieg ein noch gefährlicheres Wagnis gewesen ist als 
für national einheitliche Mächte. Aber der Versuch, das Kräfteverhältnis 
zwischen den zum Staate Stehenden und den ihm von Anbeginn Abge¬
	        
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