Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

Die magyarischen Trennungswünsche 
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scher Tüchtigkeit nur selten erreicht, nie aber übertroffen wurden. Was 
da etwa dem vom Webstuhl oder aus der Glashütte geholten Arbeiter an 
Körperkräften abgehen mochte, das ersetzte er durch seine hohe Intelligenz 
und seine moralische Zähigkeit. Wurde bei ihm die im Verlaufe des 
Krieges überall erlöschende Begeisterung zuverlässig durch das gebie¬ 
terische Muß abgelöst, so ermangelten die weniger kultivierten und geistig 
weniger regsamen Völkerschaften des Ostens meist dieses wichtigen Im¬ 
pulses in mehr oder minder großem Ausmaße und es war dann ganz 
besonders Sache der Führer, zumal des Leutnants und des Hauptmanns, 
durch persönliche Einwirkung diese Mängel wettzumachen. Nicht zu 
unterschätzen war bei allen Völkern der Einfluß, den religiöses Fühlen 
beim Ertragen der Kriegsnöte ausübte. Der Feldpriester, der uner¬ 
schrocken und furchtlos dem Krieger in Not und Tod zur Seite stand, 
spielte eine bedeutsame Rolle1). 
Zu untersuchen, wie die nationalen Wirren der letzten Jahrzehnte auf 
das Gefüge des österreichisch-ungarischen Völkerheeres zurückgewirkt 
hatten, ist selbstverständlich von großer Wichtigkeit für dessen Beurteilung. 
Die Organisatoren des Heeres der allgemeinen Wehrpflicht hatten diesem 
Problem die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Mußte den Ungarn in 
der Honvéd eine spezifisch nationale Truppe gewährt werden, so wurde 
für das gemeinsame Heer und die österreichische Landwehr doch eine 
Verfassung durchgesetzt, durch die zerstörende Einflüsse nationalen Ur¬ 
sprungs möglichst ausgeschaltet werden sollten. Schon Generalissimus 
Erzherzog Karl hatte in einem der ersten Artikel seines unvergleich¬ 
lichen Dienstreglements bestimmt, daß dem Kriegsmann aus Religion und 
Nation keinerlei Anfechtungen erwachsen dürfen. Dieser Geist sollte auch 
dem Völkerheer der allgemeinen Wehrpflicht erhalten bleiben. Ausdrück¬ 
lich bestimmten die Vorschriften, daß es jedem Soldaten möglich sein 
müsse, mit seinen Vorgesetzten bis zum Kompagnieführer in seiner Mutter¬ 
sprache zu verkehren. Auch die deutsche Kommandosprache, in der die 
reglementär festgesetzten Bewegungen und Griffe angeordnet wurden, 
und die deutsche Dienstsprache, die für den mündlichen und schrift- 
*) Daß sich die Militärgeistlichkeit der Bedeutung dieser Rolle bewußt war, 
beweisen die verhältnismäßig großen Verluste dieser Standesgruppe. W i n k 1 e r stellt in 
seiner „Berufsstatistik der Kriegstoten der österreichisch-ungarischen Monarchie" (Wien 
1919, Seite 9) fest, daß unter 20 Berufsmilitärgeistlichen einer auf der Walstatt ge¬ 
blieben ist. Mit Recht schließt er, man werde „diesem Stande die Anerkennung für 
seine Opferfreudigkeit nicht versagen dürfen". Die Heldentafel im Wiener Stephans¬ 
dom enthält die Namen von 51 vor dem Feinde gebliebenen Militärgeistlichen.
	        
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