Volltext: Vom Kriegsausbruch bis zum Ausgang der Schlacht bei Limanowa-Lapanów ; 1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ; (1. Das Kriegsjahr 1914 ; [Textbd.] ;)

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Rüstung zum großen Waffengang 
vom Kaiser für die Heeresleitung noch die Erlaubnis erbeten, zunächst 
auf den serbischen Kriegsschauplatz abzugehen. Seither war wohl die 
allgemeine Mobilmachung Rußlands bekanntgeworden, eine genug ein¬ 
drucksvolle Warnung. Trotzdem scheint der öst.-ung. Generalstabschef 
es noch immer nicht für ganz unmöglich gehalten zu haben, daß ihm Ver¬ 
zögerungen in der Mobilisierung und beim Aufmarsch Rußlands die 
Gnadenfrist gewährten, unter Zuziehung von entsprechend starken Heeres¬ 
körpern der 2. Armee, die erst vom 18. August an die Züge zur Fahrt 
nach Galizien besteigen konnte, über die Serben mit überlegenen Kräften 
noch einen eindrucksvollen Anfangserfolg und damit zugleich einen poli¬ 
tischen Vorteil zu erringen (S. 93), der auch von den leitenden Staats¬ 
männern im Hinblick auf Rumänien und Bulgarien immer wieder drin¬ 
gend gefordert wurde. Leise Hoffnungen solcherart haben dem Gdl. Con¬ 
rad sicherlich den Entschluß erleichtert, die „B-Staffel" in dem geschil¬ 
derten Ausmaße weiterrollen zu lassen. Sie bieten wohl auch die Erklä¬ 
rung für die später zur Sprache kommende auffallende Tatsache, daß 
das AOK. noch bis in die Nacht auf den 6. August zögerte, dem FZM. 
Potiorek als nunmehrigen Oberbefehlshaber gegen Serbien und Montene¬ 
gro den Eintritt des großen R-Falles und damit das bevorstehende Ab¬ 
gehen der 2. Armee aus Syrmien nach Galizien wissen zu lassen (S. 97). 
Es wurde demnach, da man keinen Zeitverlust für den Aufmarsch 
im Norden besorgte, der Balkanaufmarsch ohne Rücksicht auf Rußland 
durchgeführt. 
Sollte — was Conrad erst später erfuhr — das Ausbleiben der Ita¬ 
liener in den Vogesen eine Schwächung des deutschen Ostheeres im Gefolge 
haben, so fiel durch das Verhalten Rumäniens für die österreichisch¬ 
ungarischen Streitkräfte in Galizien die Flügelanlehnung an eine in der 
Moldau aufmarschierende rumänische Armee weg. Um so mehr mußten 
daher alle irgendwie zusammenraffbaren Kräfte nach Galizien gebracht 
werden. Die Versicherung des Königs von Italien, eine den Bündnis¬ 
pflichten entsprechende, „herzlich freundschaftliche Haltung" einzuneh¬ 
men, und die Tatsache, daß die rumänische Mobilisierung in der Moldau 
nicht weniger gegen Rußland als gegen Österreich-Ungarn gerichtet sein 
konnte, boten Conrad immerhin die Möglichkeit, sich im Südwesten auf 
die Ausrüstung und Besetzung der Tiroler und Kärntner Grenzsperren zu 
beschränken und die für Siebenbürgen bestimmte Sicherheitsbesatzung1) 
ungesäumt nach Galizien zu werfen. 
*) Diese Sicherheitsbesatzung bestand aus der k. k. 1., 40. und k. u. 103. LstlBrig., 
12. MaBrig. und HMaR. 9 und 10; ihr oblag im Falle eines Einbruches der Rumänen
	        
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