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Der Herbstfeldzug 1914 gegen Rußland
Goiginger befohlen, Stara Sol, das Marschziel vom 10., zu erreichen. Eine
Seitenabteilung sollte nach Strzelbice (nordwestlich Stary Sambor) vor¬
stoßen, um den von Turka im Rückzug gemeldeten Feind anzufallen. Die
20. HID. hatte mit ihrer Vorhut bis Felsztyn, die 34. ID. nach Dobromil
zu gelangen.
Der Armeebefehl vom 11. Oktober morgens steckte dann aber die
Vormarschziele des VII. Korps viel weiter. GdK. Böhm-Ermolli ordnete
im Sinne der am Vortage von der Heeresleitung erlassenen Weisungen
(S. 401) „die Verfolgung des im Rückzug von Przemysl auf Lemberg be¬
findlichen Feindes" an. Er befahl der Gruppe Goiginger bis Stary Sambor
vorzustoßen, um dem vor der Gruppe Tersztyánszky nach Norden ab¬
ziehenden Feind den Rückweg zu verlegen. Die Hauptkraft des VII. Korps,
die 20. HID. und die 34. ID., sollte aus der Enge von Chyrów gegen Norden
in die Linie Rakowa—Nowe Miasto auf schwenken, während das XII. Korps
hinter dem VII. mit der vordersten Division (16. ID.) zunächst bis östlich
Kroscienko zu folgen hatte. Die Gruppe Tersztyánszky wurde angewie¬
sen, im Einklang mit der Gruppe Goiginger über Drohobycz und Sambor
in der Richtung auf Mikolajów vorzurücken. Mit diesen Weisungen ver¬
folgte GdK. Böhm-Ermolli die Absicht, die Gruppe Tersztyánszky und
das VII. Korps möglichst rasch in die Südflanke des auf dem Rückzug
gegen Lemberg vermuteten Feindes zu werfen.
GdK. Tersztyánszky war mit dem IV. Korps, um den Truppen eine
kurze Atempause zu gewähren, am 10. Oktober bei Turka stehen ge¬
blieben; nur die Reiterei — 1. und 8. KD. — hatte die Aufklärung fort¬
zusetzen. Die dem IV. Korps gegenüberstehende, auf anderthalb bis zwei
Infanteriedivisionen angewachsene Gruppe des Gen. Kornilow zog es am
gleichen Tage vor, auf Stary Sambor und gegen Drohobycz zu weichen,
wo ihrer offenbar Verstärkungen harrten. Als am nächsten Morgen das
2. Armeekmdo. die Gruppe Tersztyánszky im Sinne der Weisungen der
Heeresleitung zur Verfolgung des Feindes in der Richtung Drohobycz auf¬
rief, entschloß sich der Gruppenkommandant, mit seinen Hauptkräften von
der bereits eingeschlagenen Marschlinie auf Stary Sambor in nordöstlicher
Richtung abzuschwenken. Die Anmarschwege nach Drohobycz und Sambor
schienen nun von den Russen selbst freigegeben worden zu sein, und Tersz¬
tyánszky hoffte daher, seine Kolonnen am Rande des Karpathenvorlandes
in der Linie Boryslaw—Horodyszcze bis zum 14. Oktober zur Entwick¬
lung zu bringen, um sodann mit seinen Streitkräften in breiter Front in
die Dniesterebene herabzusteigen und über Mikolajów in den Raum süd¬
lich von Lemberg vorzudringen.